Die Programmierung der Stadt

planen, bauen, wohlfühlen in Aalen

Ein radikanter Ansatz zur Architektur und Stadtgestaltung von Jana Revedin

Prof. Dr. Jana Revedin
Prof. Dr. Jana Revedin (© Gernot Gleiss)

Der Begriff Partizipation scheint in der Planungsdiskussion schon etwas überstrapaziert. Gerade deshalb ist es sinnvoll, den Blick über den Tellerrand zu wagen und neuen Einflüssen Raum gewinnen zu lassen. Mit einer Leichtigkeit erläuterte Prof. Dr. Jana Revedin im diesjährigen Vortrag am Freitag, 10. Februar 2017 vor dem vollbesetzten Sitzungssaal im Aalener Rathaus ihre radikante Gestaltungstheorie.

Jana Revedin entleiht den Begriff „radikant“ der Botanik. Radikante Pflanzen wachsen vielwurzlig und in offenen Gestaltungsmustern. Die theoretische Lehre radikanten Gestaltens fordert eine neue Verwurzlung der Architektur im Charakter, den Bedürfnissen und Ressourcen eines Ortes – Region, Stadt, Gemeinde. Das Bauen von Monumenten ist nach ihrer Ansicht ein Auslaufmodell. Vielmehr sieht sie in der prozessualen, veränderlichen Entwicklung von Städten den Schlüssel für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Nachhaltigkeit bedeutet für sie in erster Linie Verantwortung – in ökologischer und ökonomischer Hinsicht –, aber auch im Hinblick auf die soziale Empathie und kulturelle Authentizität.

Schwerpunkt ihrer Theorie ist das Miteinander. Nutzer und Architekten bilden zusammen ein interdisziplinäres Team und leisten dadurch gemeinsam einen Beitrag zur Programmierung der Stadt. Die Rolle des Architekten ist es, die Bedürfnisse der Menschen genauestens zu erfassen und in Kooperation mit den Nutzern angemessen, mit einfachsten Mitteln und doch höchstem Qualitätsanspruch umzusetzen. Anhand des Projektes „Licht für das Slum Mokattam in Kairo“ -  gab sie den anwesenden Zuhörern einen tieferen Einblick in ihre theoretische Lehre des radikanten Gestaltens, welche sie seit mehr als 20 Jahre in Stadterneuerungsprojekten sowohl in den Entwicklungsländern des globalen Südens als auch in hochentwickelten westlichen Lebensräumen erprobt und weiterentwickelt. Ein Projekt, das eindrucksvoll zeigt wie ein Entwerfen „mit den Menschen durch die Menschen“ machbar und übertragbar ist.

© Stadt Aalen, 23.02.2017