Schubart-Literaturpreis 2017 wird an Saša Stanišić verliehen

Der Schubart-Literaturpreis 2017 der Stadt Aalen geht in diesem Jahr an Saša Stanišić. Der in Hamburg lebende Autor wird für seinen Erzählband „Fallensteller“ (Luchterland Literaturverlag) ausgezeichnet. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Isabelle Lehn erhält den von der Kreissparkasse Ostalb mitgetragenen Förderpreis für ihr Romandebüt „Binde zwei Vögel zusammen“, erschienen im Eichborn-Verlag
Die Preise werden im Rahmen eines Festaktes am Samstag, 22. April, um 19 Uhr in der Aalener Stadthalle überreicht. Dazu ist die Bevölkerung sehr herzlich eingeladen. Am Sonntag, 23. April findet ebenfalls in der Stadthalle um 11 Uhr eine Lesung mit den beiden Preisträgern statt.

Sa?a Stani?i? Foto: (© Katja Sämann)

Die Stadt verleiht den Schubart-Literaturpreis bereits seit 1956 in zweijährigem Turnus. Im Mittelpunkt stehen herausragende literarische Leistungen in der Tradition des freiheitlichen und aufklärerischen Denkens von Christian Friedrich Daniel Schubart. (*1739 +1791). Der Literat, Journalist und Komponist erlebte seine Jugendjahre in der Reichsstadt Aalen. Sein Lebenswerk war die Herausgabe der Deutschen Chronik, einer zweimal wöchentlich erscheinenden Zeitung voller literarischer, kultureller und tagespolitischer Berichte. „Literaturpreise sind ein wichtiges Zeichen einer freiheitlichen und weltoffenen Gesellschaft“, stellt Oberbürgermeister Thilo Rentschler in seinem Dank an die Jury und den Gemeinderat der Stadt Aalen fest. „Ich freue mich besonders, dass seit 2015 zusätzlich der Schubart-Abiturpreis geschaffen wurde, um gerade die jüngeren Menschen an die Literatur heranzuführen“.Die Laudationes für Saša Stanišić und Isabelle Lehn werden  Dr. Stefan Kister, Stuttgart, Literaturredakteur der Stuttgarter Zeitung und die Literaturexpertin Verena Auffermann, Berlin, beide Mitglieder der Jury,  halten.

Wohlmeinende Kulinarik
"Fallensteller" heißt das neue Buch von Saša Stanišić. Zu seinem doppelbödigen Wesen zählt, dass es eigentlich beides ist, Falle und Fang. Es legt für den Leser Köder aus, um ihn zu verführen. Gleichzeitig ist es eine bunte Sammlung für alles, was dem Autor ins Netz gegangen ist: Prosaminiaturen, Tagesreste aus dem Leben eines Schriftstellers, manches hätte ein Roman werden können. In seiner kunstvollen Prosa erläutert Stanišić die Welt, ohne den Blick von ihren Abgründen abzuwenden. Seine Sprache schwebt in schöner Leichtigkeit mit  einem Strom der Erinnerung an gegenwärtige und vergangene Katastrophen. Der jugoslawische Bürgerkrieg hat den 1978 in Bosnien geborenen Autor einst nach Deutschland verschlagen, sein fulminantes Debüt "Wie der Soldat das Grammofon repariert" war davon geprägt. Acht Jahre später folgte sein zweiter Roman "Vor dem Fest" über die eigenartigen Bräuche des märkischen Dorfes Fürstenfelde. Stanišić ist die Galionsfigur einer jungen deutschen Literatur, die sich aus fremden Quellen speist.

Realistisches Szenario zwischen Wahn- und Traumwelten
Seit 2011 steht dem Hauptpreis ein mit 5.000 Euro dotierter Förderpreis zur Seite. Oberbürgermeister Thilo Rentschler wird den Preis gemeinsam mit dem Vorstand der Kreissparkasse Ostalb an Isabelle Lehn für ihren Debütroman „Binde zwei Vögel zusammen“ überreichen. Ebenfalls  einstimmig hat sich die Jury für die Autorin entschieden. Die Laudatio hält Verena Auffermann, Journalistin und Literaturkritikerin aus Berlin. In erschreckender und packender Weise beschreibt die 1979 in Bonn geborene Autorin, wie ein arbeitsloser Akademiker in ein simuliertes Kriegsspiel gerät und aus dieser Rolle nicht mehr herausfindet. Isabelle Lehn zeigt beeindruckend wie schnell sich die Wahrnehmung und damit der Blick auf die Realität verändern kann. Isabelle Lehn lebt in Leipzig und studierte Rhetorik, Ethnologie und Erziehungswissenschaft in Tübingen und Leicester. Am Deutschen Literaturinstitut Leipzig absolvierte Lehn ein Studium und forscht dort zur Ausbildung von Schriftstellern in der DDR.

Wortgewaltiges Programm ab 3. März rund um die Preisverleihung
Bereits am 3. März startet die Veranstaltungsreihe „Wortgewaltig“ rund um den Festakt der Preisverleihung. Das Trio Rosenrot wird deutsche Volkslieder auf neue Art und Weise interpretieren. Aus traditionellen Liedern, entsteht Musik, die berührt. Am Sonntag, 5. März gastiert mit Eva Mattes eine der wichtigsten Darstellerinnen des Neuen Deutschen Films und auf den Theaterbühnen Deutschlands in der Aalener Stadthalle. Sie liest aus Elena Ferrantes Buch „Meine geniale Freundin.“   Hanns-Josef Ortheil folgt ihr am Tag darauf, am 6. März. und  wird  sein neues Buch „Was ist liebe – und was nicht“  vorstellen. In der Rathausgalerie wird Atif Gülücü ab 21. März eine literarische Blumenwiese zaubern, die bis zum 13. April als Kunstinstallation zu bewundern sein wird. Am 23. März tritt René Sydow, politischer Kabarettist mit seinem Programm „Warnung vor dem Munde“ in der Stadthalle auf.

Karten für alle Veranstaltungen sind in der Tourist-Information und unter www.reservix.de erhältlich.

Fotos:

  • Preisträger: Saša Stanišić Foto: © Katja Sämann
  • Förder- Preisträgerin: Dr. Isabelle LehnFoto:© Sascha Kotot

 

Weitere Informationen: www.aalen.de/Schubart-Literaturpreis

Preisgelder:
Schubart-Literaturpreis:    15.000 Euro
Förderpreis: (seit 2011)      5.000 Euro
Schubart-Abiturpreis:        je 100 Euro und Buch der Preisträger für den Jahrgangsbesten der drei städtischen Gymnasien

Jurymitglieder:

  • Verena Auffermann, Berlin: Journalistin und Publizistin
  • Irene Nießen, Frankfurt: Journalistin
  • Ulrich Rüdenauer, Bad Mergentheim: Journalist, Herausgeber, Literatur- und Musikkritiker
  • Dr. Michael Kienzle, Stuttgart: Literaturwissenschaftler
  • Dr. Stefan Kister, Stuttgart:Journalist
  • Michael Weiler; Aalen:Oberstudiendirektor am Kopernikus-Gymnasium Aalen-Wasseralfingen

Preisträger waren unter anderen:
Katja Pretrowskaja (2015); Jenny Erpenbeck (2013); Peter Schneider (2009); Friedrich Christian Delius (2007), Uwe Timm (2003), Robert Gernhardt (2001), Alice Schwarzer (1997), Ralph Giordano (1995) und Peter Härtling (1974)

 

 

© Stadt Aalen, 27.02.2017