Am Mittwoch, 10. Dezember verstarb der Mahner und Verfechter humaner Grundwerte Ralph Giordano in seinem 91. Lebensjahr. Die Stadt Aalen verlieh dem Journalisten und Schriftsteller im Mai 1995 den Schubart-Literaturpreis.
Als Sohn eines italienischen Vaters und einer deutsch-jüdischen Mutter 1923 in Hamburg geboren, entging der spätere Publizist nur knapp der Verfolgung durch das NS-Regime und dem Holocaust. Neben über 100 TV-Beiträgen und mehr als einem Dutzend Büchern wurde Giordano mit dem 1982 erschienenen Roman „Die Bertinis“ bekannt. Die gleichnamige Fernsehserie, welche die Geschichte seiner von den Nazis verfolgten Familie erzählt, war im In- und Ausland ebenfalls ein großer Erfolg.
In seiner Laudatio zur Preisverleihung am 14. Mai 1995 betonte der langjährige Vorsitzende der Literaturpreis-Jury, Prof. Hermann Bausinger, dass Giordano „die Öffentlichkeit immer wieder aufrüttelt durch ungebetene, aber höchst notwendige Wortmeldungen“. Diese könnten sich auf Politik oder gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungen gleichermaßen beziehen. Themenbreite, kraftvolle Sprache und die „Neigung zur knappen Skizze“ seien charakteristische Kennzeichen des Preisträgers mit denen er ganz im Sinne Schubarts aktiv werde, für Klarheit sorge und die „Dinge so ins Licht rücke , dass sie verständlich“ würden.
Bereits zuvor hatte OB Ulrich Pfeifle in seiner Begrüßungsansprache betont, dass „Patriotismus und das Eintreten für Toleranz, Menschenwürde und Freiheit“ sich nicht ausschließen. Diese Tugenden seien im Hauptpreisträger Ralph Giordano wie in seinem Aalener Journalistenkollegen Prof. Hermann Baumhauer, der ebenfalls im Sinne Schubarts ausgezeichnet wurde, in besonderem Maße verkörpert.
Viele Aalener haben die Schubartpreisverleihung 1995 bis heute in sehr guter Erinnerung behalten, weil Ralph Giordano der erste in einer Reihe weiterer interessanter und illustrer Persönlichkeiten war, der seitdem im Namen Schubarts geehrt wurde.