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Die Kulturdenkmäler Aalens

Kleine Baugeschichten

Aalen ist reich an wertvollen Baudenkmälern. Im Herbst 2025 begann die Stadtverwaltung Aalen, besonders herausragende Baudenkmäler der Stadtgeschichte mit Informationsplaketten zu versehen. Hier erfahren Sie - sortiert nach der Nummer auf der Plakette - mehr über die Geschichte dieser Bauwerke.

Die Baudenkmäler der Stadt Aalen

Die Aalener Stadtkirche um 1900. (© Stadtarchiv Aalen)

Nach dem Einsturz des gotischen Vorgängerbaus 1765, bei dem tragischerweise auch die beiden Türmerkinder den Tod fanden, errichteten die Aalener bis November 1767 einen neue barocke Quersaalkirche aus Sandstein. Die Besonderheit ist, dass in der 39 Meter langen und 16 Meter breiten Kirche das liturgische Zentrum mit Altar, Taufstein und Kanzel sich in der Mitte des Baus befindet. Kunsthistorisch ragen neben dem liturgischen Zentrum, geschaffen vom Rokokokünstler Thomas Schaidhauf, vor allem die Deckenmalereien von Anton Wintergerst heraus. An der Orgelseite ist die Auferstehung und auf der Westseite die Himmelfahrt Christi zu sehen. Im Zentrum erschuf Wintergerst eine Darstellung des Jüngsten Gerichts. Vom 36 Meter hohen Turm erklingt unter der Woche um 18 Uhr, samstags um 11:45 Uhr sowie feiertags um 8:30 Uhr ein Choral in alle vier Himmelsrichtungen - gespielt von der Jugendkapelle der Musikschule Aalen.

"Spionrathaus" nach dem klassizistischen Umbau 1836. (© Stadtarchiv Aalen)

Das "Spionrathaus" war das erste Rathaus in Aalen. Ende des 14. Jahrhunderts errichtete die damals noch junge Reichsstadt an dieser Stelle ein Fachwerkrathaus, Vorgängerbau des heutigen Gebäudes, inmitten des Straßenmarkts. Hier entschied bis 1802 der reichsstädtische Magistrat, danach bis 1907 der württembergische Stadtrat über das Schicksal der Stadt. Der klassizistische Umbau des Rathauses erfolge 1836, das Mansardendach wurde 1884 aufgesetzt. Den besonderen Namen erhielt das Rathaus durch den Spionkopf im Uhrwerk des Rathauses - eine Schenkung aus Nürnberg zum Wiederaufbau des Rathauses 1636 nach dem Stadtbrand. Der Spion, Figur einer Wandersage, soll einstmals mit entwaffnender Ehrlichkeit und viel Chuzpe das Heerlager des Kaisers "ausspioniert" haben. Das passte gut zur Selbstwahrnehmung der Aalener, sodass der Spion identitätsstiftend blieb bis heute. 1907 zogen Stadtrat und Verwaltung in das schräg gegenüberliegende "Alte Rathaus" um, wo zuvor das Gasthaus Krone/Post untergebracht war. Im Anschluss diente das "Spionrathaus" als Geschäftshaus, von 1936 bis 1975 als Heimat- und Schubartmuseum und seit 1977 als Urweltmuseum. Heute ist zudem die Touristinformation im Spionrathaus untergebracht.

Das "Alte Rathaus" um 1907, ehemals Gasthaus Krone/Post (© Stadtarchiv Aalen)

Ein Vorgängerbau des Gasthauses stand an dieser Stelle bereits vor 1500, wodurch die "Krone" zu den ältesten Gasthäusern der Stadt gehörte. Dieses Gebäude ist ein Neubau von 1605, nachdem die erste Krone abgebrannt war. Der Kronenwirt war seit "alten Zeiten" auch Posthalter der Poststation, wodurch der Doppelname "Krone/Post" enstand. Das Gasthaus diente vor allem wohlhalbenden Kaufleuten und Adligen als Unterkunft. Es wird vermutet, dass auch Napoleon Bonaparte beim Durchmarsch gen Bayern am 6. Oktober 1805 hier eine Mittagspause eingelegt hat. In den 1840er Jahren entstand daraus eine Sage, wonach Napoleon beim Mittagessen in der "Krone" - aufgeschreckt durch Lärm auf dem Marktplatz - an ein Fenster trat und das Glas übersah, wodurch er sich verletzte. Laut Sage konnte sich Aalen also als erste Stadt rühmen, in der sich Napoleon eine blutige Nase geholt habe. Heute erinnert ein Fensterglas mit Napoleons Wappen am Erker an diese besondere "Begebenheit". 1907 bezogen Stadtrat und Stadtverwaltung das Gebäude und blieben bis 1975 hier, als das neue brutalistische Rathaus fertig war. Seitdem wird das Gebäude als Geschäftshaus, Museum (Kunstverein), als Theater und für die Gastronomie genutzt

Das Spital um 1907. (© Stadtarchiv Aalen)

Das Bürgerspital wurde 1719 am hiesigen Standort neu errichtet, nachdem der Vorgängerbau samt Heilig-Geist-Kapelle von 1468 am Ellwanger Torplatz im Stadtbrand 1634 vernichtet wurden. Das Wappenschild rechts am Haus verweist auf die reichsstädtischen Förderer des Gebäudebaus: "Herr Iohann Caspar Simon Bürger Meister / Herr Johann Georg Rieger". Als Hospital fungierte das Haus in der Vormoderne als Unterbringung für Reisende, Pilger, Arme und Pflegebedürfe. Die Finanzierung erfolgte durch Schenkungen, Pfründe und Kreditgeschäfte. Seit der Moderne wurde das Bürgerspital als kommunaler Fürsorgeort, als Kriegsgefangenenlager und als Altersheim verwendet. Seit 1980 ist hier eine generationenübergreifende Begegnungsstätte eingerichtet.

St. Johann-Kirche mit römischen Spolien in den 1970er Jahren. (© Stadtarchiv Aalen)

Die St.-Johann-Kirche ist nicht nur das älteste Gotteshaus in Aalen, sondern gehört auch zu den ältesten Kirchen in Baden-Württemberg. Vermutlich im 10. Jahrhundert entstand im westlichen Bereich des heutigen Gebäudes ein erstes nahezu quadratisches Gotteshaus, teilweise errichtet aus römischen Spolien, die heute noch sichtbar sind. In den Jahren 1390, 1561 und 1802 wurde die Kirche baulich stark erweitert und verändert. Hintergrund war vor allem die Nutzung als Friedhofskirche für den gleichnamigen Friedhof, der hier im frühen 16. Jahrhundert entstand. Seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts befindet sich der Friedhof in Transformation zu einer Parkanlage. Die St.-Johann-Kirche wird aber weiterhin für Gottesdienste und Kulturveranstaltungen genutzt. Im Innenraum beeindruckt die romanische Freskomalerei des letzten Abendmahls an der westlichen Innenwand von ca. 1200. Von hoher musikalischer Qualität ist schließlich die Allgeyer Orgel von 1802, die damals der Ratsherr Fürgang aus Dankbarkeit über die Rückkehr seiner von zuhause ausgerissenen Tochter gestiftet hat.

Marktplatz 2 um 1950. (© Stadtarchiv Aalen)

Das Fachwerkhaus am Marktplatz 2 wurde vermutlich nach dem Stadtbrand im 17. Jahrhundert errichtet und beherbergt ein repäsentatives Rokoko-Treppenhaus. Die Rückmauer des Gebäudes diente als Teil der Stadtbefestigung. Nach dem Umzug der Verwaltung in das Alte Rathaus 1907 (Marktplatz 4) wurde auch dieses Gebäude zeitweise als Rathaus mitgenutzt. 1979 siedelte das Heimat- und Schubartmuseum vom Spionrathaus in dieses Gebäude über, das ab 1995 als Museum am Markt firmierte. 2007/2008 wurde das Museum geschlossen. Heute dient das Gebäude wieder der Stadtverwaltung.

Dekanat um 1950 (© Stadtarchiv Aalen)

Nachdem Aalen seine Reichsstädtigkeit 1802 verloren hatte und Teil Württembergs geworden war, wurden nach 1808 schrittweise die Stadtbefestigung entfernt. Auf der so freigewordenen Fläche entstanden neue Bauten, u.a. hier am südlichen Stadtraben im Jahr 1813 das evangelische Dekanat als Verwaltungsstelle der evangelischen Landeskirche in Württemberg.

Der Salvator überragt die westliche Vorstadt Aalens um 1930. (© Stadtarchiv Aalen)

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich dank Konfessionsfreiheit im Königreich Württemberg auch in Aalen eine katholische Community, die 1868 über eine Kirche (Alte Marienkirche) verfügte und ab 1873 eine eigene Kirchengemeinde bildete. Da die Alte Marienkirche zu Beginn des 20. Jahrhunderts weder in Größe noch in Wirkung dem Selbstbewusstsein der wachsenden Gemeinde mehr entsprach, entstand ab 1910 an dieser prominenter Stelle auf dem Bohl ein fast viermal größeres Gotteshaus: der Salvator. Die Pläne von Regierungsbaumeister Schlösser aus Stuttgart setzten örtliche Baufirmen (Apprich, Klaus, Berk) um. Die Kosten des am 10. November 1913 konsekrierten Kirchenbaus betrugen 224.200 Mark, wobei König Wilhelm II. selbst 51.000 Mark beisteuerte. Die Architektur der Kirche ist Ausdruck des neuen Selbstbewusstseins der Katholiken in Aalen. Schon der Aufstieg über die 15 Meter hohe und vier Meter breite Freitreppe sollte Eindruck machen. Vor Selbstbewusstsein strotzen auch die acht Meter hohen ionischen Säulen des Eingangsportals, auf dem in Latein die Inschrift grüßt: "Ihr werdet im Jubel Wasser schöpfen aus den Quellen des Erlösers (Salvator)". Der neobarocke Kirchenbau misst 50 mal 27 Meter und wird überragt von einem 55 Meter hohen Turm - auch das ein Zeichen an die evangelischen Aalenern, deren Stadtkirchenturm nur 36 Meter misst.

Schubartgymnasium um 1913/1914 (© Stadtarchiv Aalen)

Bis 1841 war die Lateinschule die einzige weiterbildende Schule Aalens, die erst dann um eine Realschule ergänzt wurde. Ab 1867 lernte man gemeinsam in einem Schulgebäude ("Alte Gewerbeschule") am heutigen Standort des brutalistischen Rathauses. 1906 wurde die Lateinschule zum Realprogymnasium aufgewertet, in dem nun die Aalener Schüler auch erstmals das Abitur ablegen konnten. Anfang des 20. Jahrhunderts platzte das alte Schulgebäude aus allen Nähten, sodass ab 1909 Pläne entstanden für einen Schulneubau für das Realprogymnasium. 1910 entschied sich der Gemeinderat für den Entwurf des Architektenpaars Bonatz&Scholer: Ein dreiflügliger Schulbau am Hang des Stadtwaldes Rohrwang. Am 3. März 1912 konnte der Bonatzbau mit Festzug vom alten zum neuen Schulgebäude eröffnet werden. Baulich besteht er aus einem 28 Meter langen und 19 Meter tiefen dreistöckigen Mittelbau sowie zwei vorgelagerten Hufeisenförmigen und zweistöckigen Flügelbauten, die je elf Meter lang und 26 Meter breit sind. Insgesamt 27 Klassenzimmer finden so im alten Bau Platz. Die Reliefformen an der Fassade gestaltete der Bildhauer Zeitler aus Stuttgart. Technisch war das Gebäude hochmodern und verfügte über elektrisches Licht, Zentralheizung, automatische Belüftung, Wasser-Klosetts und einer integrierten Vakuumstaubsaugeranlage mit 17 Anschlüssen. Die Gesamtkosten betrugen 463.000 Mark. 1928 wurde der Schulbau um die Jahnturnhalle ergänzt - wiederum ein Werk Bonatz', das nach Blitzeinschlag 1997 komplett neu errichtet werden musste. Seit 1936 firmierte die Schule als Schubart-Oberschule, nach dem Krieg schließlich als Schubart-Gymnasium. 1978 konnte die Stadt den Neubau im vorgelagerten Untergeschoss einweihen - acht Klassenräume und ein neues Foyer nach dem Entwurf von Hammeley-Hanz-Olkus aus Fellbach. 2019 schließlich wurde auf dem Vorplatz der Fachklassentrakt für rund 5,5 Millionen Euro nach Entwürfen des Achitekturbüros Liebel eingeweiht. Im Jahr darauf wurde auch der neue Schulhof fertig.

Bohlschule mit Bohlschulplatz um 1910. (© Stadtarchiv Aalen)

Um 1900 platzten die drei bestehenden Volksschulen aus allen Nähten. Zum Teil wurden 71 Schülerinnen und Schüler in einer Klasse unterrichtet. Im Juli 1904 beschloss daher der Stadtrat, als Schwesterschule der bestehenden Jungsschule in der Gartenstraße eine reine Mädchenschule zu errichten. Für den hiesigen Standort entschied man sich aufgrund der Stadtnähe, des ausreichenden Platzes für einen Schulhof sowie wegen der bereits 1904 hier errichteten Turnhalle nebenan. Umstritten war die Bauform: Während der Gutachter Prof. Theodor Fischer auf einen zweistöckigen Bau drängte, um die Bohlturnhalle nicht zu "erdrücken", forderten die Aalener drei Stockwerke, um sieben Klassenräume mehr (15 statt 8) unterbringen zu können. Angesichts der Schulraumnot setzten sich die Aalener Vorstellungen im Stadtrat 1905 durch. Architektonisch setzte man auf Jugendstilelemente, vor allem bei den Portalen und den bildhauerischen Reliefs sowie beim Turmbau. Bemerkenswert ist schließlich der zeittypische Kellenputz. Ab August 1905 begannen die Bauarbeiten durch die Firmen Apprich (Tiefbau) und Klaus (Hochbau). Am 1. September 1906 konnte der Bau mit einem Festumzug eingeweiht werden, Kostenpunkt für die Schule: 170.000 Mark. Umstritten blieb lange die Namenswahl nach dem Höhenzug Bohl. Der war nicht nur ein gutes Stückchen vom Schulhaus entfernt, der Name wurde auch für zwei weitere Höhen östlich von Aalen und in Unterkochen verwendet. 1967 entstand am Osteingang ein brutalistisches Betonportal, da der eigentliche Haupteingang im Süden durch Straßennähe unattraktiv geworden war. Ab 1970/1971 wurde die Bohlschule von Jungs und Mädchen gleichermaßen als Hauptschule genutzt und erhielt 1986/1987 durch Ausbau des Dachstuhls einen Festsaal. Aufgrund mangelnder Schüleranmeldungen wird die Schule im Sommer 2015 endgültig geschlossen und firmiert seit Herbst 2015 als Bildungszentrum mit Räumen für das Institut für soziale Berufe, für die tamilische Schule, für das Explorhino, die VHS und die Ostalbruassgugga.