Rudolf Duala Manga Bell
Lange erinnerte sich die Stadtgesellschaft an Rudolf Duala Manga Bell als "ersten Schwarzen von Aalen". Seit der Jahrtausendwende entdecken die Aalener ihn auch als interkulturellen Brückenbauer und Opfer des deutschen Kolonialismus.
Im Juli 2022 beschloss der Gemeinderat Aalen, den Platz an der ehemaligen Ritterschule inmitten der Aalener Altstadt nach dem Duala-König Rudolf Duala Manga Bell zu benennen. Die feierliche Einweihung des Platzes erfolgt nach der städtebaulichen Neugestaltung des Platzes - voraussichtlich im Jahr 2023. Aber wer war Rudolf Duala Manga Bell?
Ein kamerunischer „Brückenbauer“ in Aalen

Manga Bell, geboren 1875, wuchs als Prinz der Duala im damals deutschen „Schutzgebiet“ Kamerun auf. Auf Wunsch seiner Familie nahm ihn der Kolonialbeamte Gustav Pahl 1891 in dessen Heimatstadt Aalen mit. Er sollte Deutschland kennenlernen, um zukünftig „Brücken“ zwischen den Kulturen bauen zu können.
Die Aalener nahmen den exotischen Prinzen aus Afrika freundlich und mit Neugier auf. Manga Bell wohnte bei der Familie des Lehrers Gottlob Oesterle, der ihn auch in diesem Gebäude („Ritterschule“) unterrichtete. Im März 1895 ließ sich Manga Bell in der Stadtkirche taufen, bevor er 1896 zum Abitur nach Ulm weiterzog. 1897 holte ihn seine Familie nach Kamerun zurück.
Freiheitskämpfer und Justizopfer
1884 hatten die deutschen Kolonialherren den Duala zugesagt, deren Besitzrechte zu respektieren. Dennoch plante der deutsche Gouverneur um 1900, die Duala in ein unwirtliches Sumpfgebiet zwangsumzusiedeln. Manga Bell protestierte öffentlich dagegen, wobei ihn insbesondere die SPD in Berlin unterstützte. Darüber verärgert behauptete die deutsche Kolonialverwaltung, Manga Bell hätte sich mit den Engländern und Franzosen verschworen: Hochverrat. Ohne Beweise und ohne Geständnis wurde er zum Tod verurteilt und am 8. August 1914 in Kamerun hingerichtet.
Im Juli 2022 beschloss der Aalener Gemeinderat, diesen Platz nach Rudolf Duala Manga Bell zu benennen, um an ihn als interkulturellen Brückenbauer und Justizopfer des deutschen Kolonialismus zu erinnern.