Rudolf Duala Manga Bell

Brückenbauer - Freiheitskämpfer - Justizopfer

Lange erinnerte sich die Stadtgesellschaft an Rudolf Duala Manga Bell als "ersten Schwarzen von Aalen". Seit der Jahrtausendwende entdecken die Aalener ihn auch als interkulturellen Brückenbauer und Opfer des deutschen Kolonialismus.

Manga Bell um 1891, Aufnahme des Aalener Fotografen van Daalen. (© )

Im Juli 2022 beschloss der Gemeinderat Aalen, den Platz an der ehemaligen Ritterschule inmitten der Aalener Altstadt nach dem Duala-König Rudolf Duala Manga Bell zu benennen. Die feierliche Einweihung des Platzes erfolgte nach der städtebaulichen Neugestaltung des Platzes im Juli 2023. Aber wer war Rudolf Duala Manga Bell? Das erklärt diese Website und eine Handreichung für den Schulunterricht (s.u.)!

Ein kamerunischer „Brückenbauer“ in Aalen

Klassenfoto der Lateinschule 1894. Manga Bell ist mittig und rechts neben den Lehrern Memminger und Veitinger. Vor den Lehrern steht Manga Bells Begleiter Tube Metom. (© )

Manga Bell, geboren wohl 1875, wuchs als Prinz der Duala im damals deutschen „Schutzgebiet“ Kamerun auf. Auf Wunsch seiner Familie nahm ihn der Kolonialbeamte Gustav Pahl 1891 in dessen Heimatstadt Aalen mit. Er sollte Deutschland kennenlernen, um zukünftig „Brücken“ zwischen den Kulturen bauen zu können.

Die Aalener nahmen den Prinzen aus Afrika freundlich und mit zum Teil auch überbordender Neugier auf - für viele Aalener war er der erste Afrikaner, den sie je gesehen haben. Manga Bell wohnte bei der Familie des Lehrers Gottlob Oesterle, der ihn in der Gartenschule (heute: Gmünder Torplatz) und vielleicht auch in der "Ritterschule" (am heutigen Rudolf-Duala-Manga-Bell-Platz) unterrichtete. Im März 1895 ließ sich Manga Bell in der Stadtkirche taufen, bevor er 1896 zum Abitur nach Ulm weiterzog. 1896/1897 holte ihn seine Familie nach Kamerun zurück.

Freiheitskämpfer und Justizopfer

1884 hatten die deutschen Kolonialherren den Duala eigentlich zugesagt, deren Besitzrechte zu respektieren. Dennoch plante der deutsche Gouverneur um 1900, die Duala in ein unwirtliches Sumpfgebiet zwangsumzusiedeln. Manga Bell protestierte öffentlich dagegen, wobei ihn insbesondere die SPD in Berlin unterstützte. Darüber verärgert behauptete die deutsche Kolonialverwaltung 1914, Manga Bell hätte sich mit den Engländern und Franzosen verschworen: Hochverrat. Ohne Beweise und ohne Geständnis wurde er zum Tod verurteilt und am 8. August 1914 in Kamerun hingerichtet.Im Juli 2022 beschloss der Aalener Gemeinderat, diesen Platz nach Rudolf Duala Manga Bell zu benennen, um an ihn als interkulturellen Brückenbauer und Justizopfer des deutschen Kolonialismus zu erinnern.

Platzeinweihung und Unterrichtshandreichung

Am 2. Juli 2023 fand die feierliche Einweihung des Platzes samt Reden des Duala-Königs S.M. Jean-Yves Emboumbou Douala Bell und des kamerunischen Botschafters in Berlin, S.E. Victor Ndocki, statt.

Bei dieser Gelegenheit stellte OB Frederick Brütting "DuALA", eine Handreichung für den Schulunterricht, vor. Die beiden Autoren, Studiendirektor Matthias Pfeffer und Stadtarchivar Dr. Georg Wendt, sammeln in dieser Broschüre zahlreiche Originalquellen über das Leben von Rudolf Duala Manga Bell, den Kolonialismus in Kamerun und zur Rolle Aalens in dieser Zeit.

Die Unterrichtseinheit lässt sich über den unten stehenden Link herunterladen.

DuALA - Postkoloniale Erinnerungskultur in Aalen (Eine Handreichung für den Schulunterricht)