Einfach (um)bauen

Innovation durch Reduktion

„Heutzutage sind Neubauten hochtechnisiert“ sagte Prof. Florian Nagler anlässlich der Vortragsreihe „planen, bauen, wohlfühlen“ im Rathausfoyer, die die Bauverwaltung zusammen mit der Architektenkammergruppe Ostalb seit vielen Jahren organisiert. „Nachhaltige, zukunftsweisende, einfache Gebäude sind im Wesentlichen aus nur einem Baustoff gebaut und entsprechen trotzdem den heutigen gesetzlichen Anforderungen“.

Ablauf der Veranstaltung

Am Freitagabend durfte Bau- und Erster Bürgermeister Wolfgang Steidle fast 200 Gäste sowie Professor Nagler im Rathausfoyer begrüßen, der in Aalen-Waldhausen das preisgekrönte Verwaltungs- und Ausstellungsgebäude der Kampa GmbH vor einigen Jahren realisiert hat. Florian Nagler ist Architekt und Professor an der TU München und forscht unter anderem an monolithisch gebauten Gebäuden, wie das Bauen auf seine Ursprünglichkeit zurückgeführt werden kann. Die drei Hauptanforderungen, die bereits Vitruv vor 2.000 Jahren an die Architektur stellte  – Festigkeit, Nützlichkeit und Schönheit – haben für den Referenten heute noch Gültigkeit. Am Neubau des Schmuttertal Gymnasiums in Diedorf, einem Holzbau als Plusenergiegebäude, zeigte der Referent auf, wie komplex die Gebäudetechnik - insbesondere eine hochtechnische Lüftungsanlage - sein kann und dass Gebäude mit einer intensiv zu begleitenden Haustechnik sowohl Planer, Baufirmen als auch Nutzer und deren Hausmeister überfordern kann. Insgesamt sei ein Umdenken in Deutschland erforderlich.

Die Forschungsergebnisse

Seine Forschungsergebnisse führten zu drei Forschungsgebäuden in Bad Aibling. An diesen drei, fast identischen Gebäuden - eines aus Dämmbeton, eines aus Holz und eines aus Mauerwerk - beweist Prof. Nagler, dass Bauen heute auch einfacher geht und trotzdem den hohen gesetzlichen Anforderungen gerecht werden kann. Inzwischen baut Prof. Nagler meist mit einem Baustoff, damit sich die Gebäude auch leichter bauen und recyceln lassen. Entscheidend beim Einsparen von CO2 im Gebäudesektor sei wo immer auch möglich der Umbau und die Revitalisierung von Bestandsgebäuden. Als Abschluss gab Herr Nagler den interessierten Zuhörer*innen und Architekt*innen sein Manifest mit auf den Weg:  „Der durch das Bauen verursachte Flächenverbrauch muss reduziert werden, wir müssen dichter und höher bauen, wir müssen mit einfachen, recycelbaren Materialien bauen, wir müssen Gebäude mit wenig Energieverbrauch bauen, wie müssen langlebige, robuste Gebäude bauen, die gern gemocht werden und wir sollten nur bauen, was wirklich gebraucht wird.“

"Auch die Zeitwende im Planen und Bauen ist in aller Munde"

Erster Bürgermeister Wolfgang Steidle

fasste Baubürgermeister Steidle zusammen und sieht die Stadt Aalen auf einem guten Weg mit der Priorisierung auf die Innenentwicklung und die Bestandspriorität sowie dem Ziel der Klimaneutralität 2035. Mit einem Dank an den Referenten für die vielen Impulse schloss der Vorsitzende der Architektenkammergruppe Ostalb Bennet Kayser den Vortrag.

© Stadt Aalen, 12.05.2023