Klimabeirat zur Energieversorgung in Aalen

Bei der Sitzung des städtischen Klimabeirats am 5. Oktober erläuterte die Verwaltung den aktuellen Bearbeitungsstand des Aalener Energieleitplans und die Experten Prof. Dr. Norbert Schinko und Dr. Ludger Eltrop gaben einen wissenschaftlichen Input zur Strom- und Wärmeversorgung der Zukunft.

Auf dem Bild ist Erster Bürgermeister Wolfgang Steidle im Gespräch mit Teilnehmern der Klimabeiratssitzung zu sehen.
Erster Bürgermeister Wolfgang Steidle im Gespräch mit Teilnehmern der Klimabeiratssitzung. (© Stadt Aalen)

Der Aalener Energieleitplan ist eine Planungsgrundlage, die der Stadt aufzeigt, welche Handlungsmöglichkeiten sie für eine klimaneutrale Energieversorgung bis 2035 hat. „Dazu werden Eignungsgebiete für Wärmenetze und für die Einzelversorgung, sowie Sanierungsgebiete ausgewiesen, aber auch Einzelmaßnahmen erstellt“, erläuterte Erster Bürgermeister Wolfgang Steidle. Derzeit sei die Verwaltung zusammen mit dem beauftragten Büro Tilia und den Stadtwerken Aalen noch in der technischen Bearbeitungsphase, in der auf Grundlage einer Bestands- und Potenzialanalyse derzeit das Zielszenario und damit die Versorgungsinfrastruktur bis 2035 entwickelt wird. Darauf aufbauend werden in einem nächsten Schritt die konkreten Maßnahmen erarbeitet. Am 11. Dezember wird im Rahmen einer Sondersitzung des städtischen Klimabeirats das fachlich abgestimmte Gutachten vorgestellt und beraten. Hierzu ist auch die Öffentlichkeit herzlich willkommen.

Dr. Ludger Eltrop, der in seinem Institut Modelle zu globalen Fragstellungen der Energietransformation und Energiewende erstellt und weiterentwickelt, legte in seinem Inputvortrag den Schwerpunkt darauf, wie das Energiesystem mit den verschiedenen Technologien funktioniert. Dabei verdeutlichte er: „Ohne Windenergie wird es mit der regenerativen Energieversorgung nicht funktionieren!“. Denn die Windkraft hätte eine sehr große Flächeneffizienz im Vergleich zu anderen Technologien und sie trage maßgeblich zur Versorgungssicherheit bei.

Er erläuterte, wie das aktuelle Energiesystem aussieht und wie sich der Energiebedarf in der Zukunft entwickeln wird. Die erneuerbaren Energien bringen Versorgungssicherheit in unser Land, aber wir bräuchten, bedingt durch die Schwankungen bei der Erzeugung durch Wind- und Solarenergie, eine Flexibilisierung des Einsatzes der erneuerbaren Energien. Der Netzausbau und die Personalengpässe seien hier ein dringenderes Problem als der Ausbau der Leistung aus Wind- und Solarenergie an sich, schlussfolgerte Dr. Eltrop. 

Prof. Dr. Norbert Schinko, Professor im Studiengang Maschinenbau an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heidenheim, legte in seinem Vortrag den Schwerpunkt auf die Möglichkeiten der Wärmeversorgung. Die Wärmepumpe sei „ein Traum für den Schwaben“, denn die Energie, die man in die Wärmepumpe hineinstecke, erhalte man um ein Vielfaches zurück. Die Gegenüberstellung von Energieinput und -output von Gaskessel und Wärmepumpe weise die Wärmepumpe als die deutlich effizientere Technologie in Bezug auf die Primärenergie aus. Ideal sei natürlich, die Wärmepumpe mit selbstproduziertem Strom von einer Photovoltaikanlage zu betreiben.

Prof. Dr. Schinko empfahl an die Verwaltung, das Thema Abwärme in Verbindung mit dem geplanten Wärmenetz zu betrachten. Er erläuterte außerdem, dass das Thema Wasserstoff differenziert betrachtet werden sollte. Wasserstoff sei aufgrund seines besseren Heizwertes im Vergleich zu Erdgas und Heizöl per se gut, jedoch mache es wenig Sinn, den Wasserstoff unter einem hohen Einsatz von fossilen Energieträgern herzustellen und später wieder zu verbrennen. Für das Heizen des Eigenheims sei die Wärmepumpe daher die bessere Lösung, so Prof. Dr. Schinko. Ebenfalls sei Wasserstoff für die Verwendung im Gasverteilnetz aufgrund der Flüchtigkeit des Gases und der Versprödung der Leitungen durch Wasserstoff ungeeignet.

Im Anschluss an die Vorträge gab es die Möglichkeit, im Rahmen von Workshops Fragen an die Experten zu stellen und mit ihnen über die angesprochene Themen zu diskutieren.

INFO:

Die Vorträge sowie Workshopergebnisse stehen öffentlich im Bürgerinformationsdienst der Stadt Aalen unter https://www.aalen.sitzung-online.de/public/to010?SILFDNR=1000007&refresh=false zur Verfügung.

Der nächste städtische Klimabeirat tagt öffentlich am 25. Oktober ab 16.30 Uhr im Großen Sitzungssaal zu dem Themenschwerpunkt „Umweltfreundliche Mobilität“.

© Stadt Aalen, 13.10.2023