Lesung, Konzert, Festival – Das neue Programm von wortgewaltig ist da

Von Januar bis Juni gibt es einen bunten Blumenstrauß an Veranstaltungen in unterschiedlichsten Locations. Höhepunkt und Abschluss der Reihe ist in diesem Jahr das freisein-Festival – ein Jugendfestival für die Freiheit.

Den Auftakt der Reihe macht die Veranstaltung Von der Bierhalle zu Himmelspforte. Christian Friedrich Daniel Schubart trifft in einem szenischen Dialog auf Petrus. Dieser gewährt ihm das, was Schubart zu Lebzeiten versagt geblieben ist: Einen fairer Prozess. 50 Jahre nach ihrem Abschluss am Schubart-Gymnasium nähern sich die beiden ehemaligen Schüler Helmut Kühnle und Hans Gaffal dem unbequemen Sohn Aalens in einem Szenischen Dialog.

Vortrag und Konzert kann beim Kurt Weill-Abend gelauscht werden. Mit Mackie Messer und Mahagonny begeisterte er die Massen. Weniger bekannt sind seine jazzigen Klänge, die an diesem Abend entdeckt werden dürfen. Geschichtsverein und Stadtarchiv nehmen diesen Konzertabend zum Anlass, über jüdische Emigration zu reden. Stets im Blick: Die Vita von Kurt Weill! 

Die Autorin, Moderatorin und Comedienne Lara Ermer ist charmant, frech und unverschämt im allerbesten Sinne. Humorvoll bricht sie in ihrem Programm Zuckerjokes und Peitsche vermeintliche Tabus und macht komplexe Themen pointiert zugänglich. Mal schonungslos zugespitzt, mal zuckersüß verpackt, stellt sie so manche Selbstverständlichkeit in Frage. Nur eins ist am Ende sicher: Es hat noch nie so viel Spaß gemacht, sich Witz und Wort um die Ohren peitschen zu lassen!

Mit ihrem Roman und ihrer Dankesrede beeindruckte die Schubart-Förderpreisträgerin Slata Roschal bereits im letzten Jahr das Aalener Publikum. Nun ist sie mit ihrem neuen Roman Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten zurück. Die Protagonistin des Buchs stellt sich die Frage, was sie vom Leben möchte. Sie denkt darüber nach alles hinter sich zu lassen: ihren Mann, ihre Kinder, ihre Existenz. 

Mit seinem lyrischen Schaffen beeinflusste C.F.D. Schubart Zeitgenossen wie beispielsweise Friedrich Hölderin. Die Dokumentation Hölderlins Echo erzählt von Leben und Werk des deutschen Dichters und Philosophen. Der besondere Charme des Films liegt in den animierten Sequenzen, die sich mit Szenen aus der Gegenwart vermischen. Durch diese Methode gelingt es, auch das Unerklärliche aus dem Leben des Dichters auf der Leinwand zu vermitteln.

Timo Brunke, einer der etabliertesten Spoken-Word-Poeten Deutschlands inszeniert in Mitteleuropapapperlapapp unsere Zivilisation. Stimmen aus Großraumbüros, von Straßen und Plätzen treffen auf innere Monologe von Nachbarn, Gegnern und besten Freundinnen. Zum Wort gesellt sich an diesem Abend Musik. Brunke wird von Boris Kischkat (Gitarre und Looper) und Andreas Krennerich (Saxofon) begleitet. 
Schubart war ein wichtiger Vertreter von Sturm und Drang und wurde zu einem Sprachrohr der Schwachen gegen despotisches und unterdrückendes Verhalten, was ihn zum Vorbild für jüngere Dichter wie Friedrich Schiller oder Friedrich Hölderin machte. In seinem Vortrag Freiheit, Selbstbestimmung und Bürgerrechte geht Dr. Roderich Kiesewetter der Frage nach, was uns Schubarts Werke für unsere heutige Zeit sagen.

Im monatlichen Literaturtreff der Stadtbibliothek stellt Michael Steffel Leben und Werk des Schubart-Literaturpreisträgers von 1995, Ralph Giordano, vor. Bereits bei der Schubart-Literaturpreisverleihung im Mai 1995 lobte der Laudator, dass Giordano die Öffentlichkeit immer wieder aufrüttele „durch ungebetene, aber höchst notwendige Wortmeldungen“. Wer den Autor nicht kennt, oder Wissen vertiefen möchte, sollte unbedingt zum Literatur-Treff Schubartpreis 1995 reloaded kommen.

Das Werk der israelischen Künstlerin Zipora Rafaelov bewegt sich zwischen Licht und Schatten. Wie eine Bildhauerin bearbeitet sie das Papier oder die Folie mit dem Cuttermesser. Aus dem Abstand zum Hintergrund bilden sich aus dem Wechselspiel zwischen Licht und Schatten figurative und florale Formen heraus. Sie werden zu virtuellen Skulpturen. Überwiegend in weiß oder schwarz gehalten, entfalten die „Zeichnungen im Raum“ ihre suggestive Kraft aus den ineinander verflochtenen Linien und der Schattenbildung.

2023 feiern wir 75 Jahre Grundgesetz, Europawahl, Freiheit und Demokratie mit dem freisein-Festival für Jugendliche und alle Junggebliebenen. Alles rund ums Thema Literatur und Freiheit hat bei diesem Festival Raum. freisein ist Plattform für Austausch, Selbsterfahrung und Spaß am Wort. Am 8. Juni und vom 20. bis 23. Juni wird im KUBAA die Freiheit zelebriert. An fünf Tagen gibt es Workshops, Konzerte, Kino, Theater, Spoken Word und vieles mehr. 

INFO:

Die Veranstaltungen im Überblick

Von der Bierhalle zur Himmelspforte
Szenischer Dialog
Mittwoch, 17. und 24. Januar, 19 Uhr
Bierhalle Aalen

Ein Kurt Weill-Abend
Vortrag und Konzert
Freitag, 2. Februar, Vortrag 19 Uhr, Konzert 20 Uhr
KUBAA

Lara Ermer: Zuckerjokes und Peitsche
Kabarett
Samstag, 9. März, 20 Uhr
Stadthalle Aalen

Slata Roschal: Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten
Lesung
Montag, 11. März, 19 Uhr
Kollektiv K, Bahnhofstraße 44

Hölderins Echo
Lesung und Kinofilm
Freitag, 15. März, 17 Uhr
Kino am Kocher

Mitteleuropapapperlapapp
Spoken-Word mit musikalischer Begleitung
Samstag, 16. März, 20 Uhr
KUBAA

Freiheit, Selbstbestimmung und Bürgerrechte
Vortrag
Mittwoch, 27. März, 19 Uhr
Rettungszentrum Aalen

Schubartpreis 1995 reloaded
Ralph Giordano – Leben und Werk
Literaturbesprechung
Dienstag, 2. April, 17 Uhr
Stadtbibliothek im Torhaus, 1. OG

Geheimnisvolle Schatten - Zipora Rafaelov
Ausstellung
Freitag, 1. März bis Sonntag, 21. April
Galerie im Rathaus der Stadt Aalen

freisein
Ein Festival für die Freiheit
8. Juni und 20. bis 23. Juni
KUBAA

© Stadt Aalen, 15.01.2024