Premiere des Stücks „Johanna im Ratssaal“

Theater der Stadt Aalen führt Stück im Großen Sitzungssaal auf
Premiere des Stücks ?Johanna im Ratssaal?
Premiere des Stücks "Johanna im Ratssaal" (© Peter Schlipf)

Eigentlich ist das Aalener Wirtschaftszentrum Wi.Z in der Ulmer Straße beziehungsweise das Alte Rathaus am Marktplatz Spielstätte des Städtischen Theaters. Der Umzug in den Kulturbahnhof wird erst im Sommer vollzogen. Wer nun vermutet, dass der Sitz der Stadtverwaltung, zur Theaterbühne (nicht zweideutig gemeint) wird, irrt. Zwar haben Aalens Theatermacher - wie Oberbürgermeister Thilo Rentschler es nennt - das Rathaus gekapert, aber lediglich um im Februar und März im Großen Sitzungssaal ein höchst dramatisches  wie politisches Stück aufzuführen. Eine Geschichte, in der neben den beiden Schauspielern Diana Wolf und Manuel Flach (beide Theater Aalen) auch Friedrich Schillers Johanna, echte und falsche Stadträte, ein fiktiver Oberbürgermeister, Aalens Bürgerchor und der Gemeinderat (ein gedachter) als solcher auftreten. Sie alle inszenieren dort eine Geschichte, die es so in diesem Raum sicherlich noch nie gab. Oder doch?
Seltsam schallt es durch den Großen Sitzungssaal des Aalener Rathauses: „Gott und die heil'ge Jungfrau führt euch an.“ Das klingt nicht nach Gemeinderatssitzung, aber nach Schillers romantischer Tragödie "Die Jungfrau von Orleans". Die Verwirrung geht indes weiter, denn Johanna und ihr englischer Widersacher geistern nicht alleine durch den Saal, zugleich findet auch eine Ratssitzung statt, mit Räten, die keine sind und mit tatsächlichen. 
Glücklicherweise alles nur Theater! In Wirklichkeit feierte das Bühnenstück "Johanna im Ratssaal" Premiere, ausgedacht von der Autorin Dagrun Hintze. Diana Wolf spielt die Johanna, Manuel Flach den englischen Feldherrn Lionel, während Aalens Bürgerchor den Stadtrat mimt. 

Premiere des Stücks ?Johanna im Ratssaal?
Premiere des Stücks "Johanna im Ratssaal" (© Peter Schlipf)

Im Prolog und zwischen den einzelnen Spielszenen werden echte Stadträte (Hermann Schludi, Roland Hamm, Ralf Meiser, Nadine Patzelt, Markus Waidmann, Thomas Rühl und Bernhard Ritter) per Video zugeschaltet. Sie kommentieren ihre ehrenamtliche Arbeit, sprechen von Demokratie, Freiheit und dem Bemühen um Wahrhaftigkeit. Aber auch um die Mühsal nicht enden wollender Sitzungen.  
Hier haken die Theatermacher ein. Eine fiktive Stadtratssitzung. Der Theater-OB lässt verkünden, er sei es leid, seine Zeit in unnützen Sitzungen zu vergeuden, weshalb er nicht mehr teilnehmen werde. Ein Aufschrei (Bürgerchor) geht durch den Stadtrat. Keiner weiß indes so recht, was nun zu tun ist. Das Diskussionslevel steigt von Tumult zu Chaos. Aufregung, Empörung und Wut herrschen ob solch oberbürgermeisterlicher Unverfrorenheit.  
Geschickt dramatisieren die beiden Regisseure Tina Brüggemann und Tonio Kleinknecht das Ganze zum lautstarken Tohuwabohu, bis jäh sich eine martialisch gebärende Johanna Gehör verschafft. Mit Schiller‘schen Blankversen stoppt sie das Wirrwarr, um einen Führungsanspruch mit dem Segen von ganz oben geltend zu machen: "Gott spricht zu mir." Hoffnungslos hingegen Manuel Flachs Versuch, ihr eine Lektion in Demokratie zu verabreichen. 
Nun dürfen sich die echten Stadträte wieder äußern. Mit "Es gibt keine Alternative zur Demokratie" bringt es Ralf Meiser auf den Punkt. Für Johanna allerdings unverständlich. "Weg von des Königs Thron!", droht sie. "Halt ein, Furchtbare", warnt Flach und fuchtelt mit der Gemeindeordnung. 
Dagrun Hintze verwebt Realität, Fiktion und Schillers Drama, geschickt eingebunden in Blankvers und Alltagssprache. Im Ergebnis eine spannende Inszenierung, hochaktuell und  brisant zugleich. Ein Ringen um Demokratie, dem die Schauspieler und der Bürgerchor engagiert Leben einhauchen, die Gemeinsamkeit aller demokratisch gesinnten Bürgerinnen und Bürger beschwörend.

INFO

Premiere des Stücks ?Johanna im Ratssaal?
Premiere des Stücks "Johanna im Ratssaal" (© Peter Schlipf)

Theater Aalen
Johanna im Ratssaal
Rathaus Aalen, Großer Sitzungssaal

Termine:
Sa., 08.02., 20 Uhr; mit Nachgespräch
Fr., 14.02., 20 Uhr
Fr., 21.02., 20 Uhr
Sa., 22.02., 20 Uhr
So., 08.03., 19 Uhr
Fr., 27.03., 20 Uhr; mit Nachgespräch

© Stadt Aalen, 04.02.2020