radikant statt radikal: warum nachhaltige Lebensräume wie Efeu wachsen

Jana Revedin am 10. Februar 2017 um 19 Uhr im Rathaus Aalen

Baukultur geht alle an. Um dafür mehr gesellschaftliches Bewusstsein zu schaffen und vor allem eine nachhaltige Qualität in der Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung aufzuzeigen, veranstaltet die Stadt Aalen in Zusammenarbeit mit der Architektenkammergruppe Ostalb seit etlichen Jahren die Vortragsreihe „planen, bauen, wohlfühlen in Aalen“. Für den Vortrag in diesem Jahr konnten die wir Frau Prof. Dr. Jana Revedin gewinnen.

Prof. Dr. Jana Revedin
Prof. Dr. Jana Revedin (© Gernot Gleiss)

Die meisten, vielleicht sogar die allermeisten ArchitektInnen sind überzeugt, dass sie mit ihrer Arbeit einen Beitrag zur Verbesserung unserer Welt leisten, zumindest zur Verbesserung der kleinen Welt ihrer Bauherren, schreibt der Architekt Manfred Hasler in der HDA Gazette. Und doch genügt das in den letzten Jahren nicht mehr allen: auch die diesjährige Referentin versucht nachhaltige architektonische Projekte für Menschen und ihre wahren Bedürfnisse zu schaffen, deren Lebensumstände existenziell beeinträchtigt sind.

Die international agierende Architektin (Ägypten, Brasilien, Indonesien und China sind nur einige ihrer vielen Einsatzgebiete), mit Büro in Wernberg und Venedig, forciert einen Wandel in der Architektur, im Denken und Selbstverständnis der Architekten. Die Architektin und Professorin verlangt von den heutigen und kommenden Generationen von Architekten, dass sie Antworten auf die Fragen unserer Zeit bauen. Dabei soll der Gemeinschaftssinn bei der Planung und Umsetzung von Projekte nach ihrer Ansicht im Vordergrund stehen.

 „Ich glaube an Entwicklung durch Selbstentwicklung, durch Bildung und Bürgersinn, an das Bauen mit und durch die Menschen, nicht für sie.“ Jana Revedin

Viele ihrer internationalen Projekte wurden schon mit diesem Ansatz erfolgreich umgesetzt und zeigen, dass partizipatives Planen und Bauen sehr gut möglich ist. Natürlich setzt diese Vorgehensweise ein gewisses Maß an Offenheit und Entgegenkommen auf beiden Seiten – sowohl bei den Planern als auch den Bewohnern – voraus, um schlussendlich nachhaltige Projekte schaffen zu können. Ausgangspunkt für ihre Arbeit bilden dabei immer die über Jahre gewachsenen und teils auch ungeplanten Strukturen in den informellen Vierteln oder Städten. Radikant nennt das die Architektin und stellt damit das Vorhandene und dessen Bedürfnisse in den Mittelpunkt. Von der Reißbrettplanung hält sie wenig. Zu  wenig reflektierend, mit großer Distanz, zu unpersönlich erscheinen ihr manche der Planungen. Deswegen rät die Professorin an der École spéciale d'Architecture in Paris ihren Studenten auch, „einfach nichts mehr zu bauen“. Neben spannenden Einblicken in ihre Arbeit und Gestaltungstheorie wird die Autorin zahlreicher Werke zur zeitgenössischen Architekturtheorie auch Antworten auf die Fragen geben, wie partizipative Stadterneuerungsprojekte sowohl in den Entwicklungsländern des globalen Südens als auch in hochentwickelten westlichen Lebensräumen umgesetzt werden können und welchen Herausforderungen sich Architekten heute stellen müssen.

Jana Revedin, geboren in Konstanz ist eine deutsche Architektin, Theoretikerin und Schriftstellerin. Sie lebt und arbeitet in Kärnten und Venedig.
Nach dem Studium von Architektur und Städtebau in Buenos Aires, Princeton und Mailand promovierte und habilitierte sie an der Universität Venedig und ist heute ordentliche Professorin für Architektur und Gestaltung an der Ecole Speciale d´Architecture Paris.
Die Verfasserin von Standardwerken der Architekturtheorie, gründete die LOCUS Stiftung, die nachhaltige Stadtentwicklungsprojekte unterstützt.
Neben ihren vielfältigen Einsatzgebieten in Sachen Architektur und nachhaltiger Stadtentwicklung widmet sie sich auch ihrer großen Leidenschaft: dem Schreiben und der Literatur. Sie hat drei Romane verfasst (Frau hinter Hecken -ihr aktuelles Werk), zudem schreibt sie Essays und Kurzgeschichten.

Wir dürfen sehr gespannt auf die Ausführungen von Frau Prof. Dr. Jana Revedin sein.
Die Stadt Aalen sowie die Architektenkammergruppe Ostalb freuen sich, am Freitag, 10. Februar 2017 die renommierte Architektin und Stadtplanerin Jana Revedin um 19 Uhr im Rathaus (Kleiner Sitzungssaal) zum Thema „radikant statt radikal: warum nachhaltige Lebensräume wie Efeu wachsen“ begrüßen zu können. Wir freuen uns, auch Sie, die Aalener Bürgerinnen und Bürger, am Freitagabend begrüßen zu können.

 

© Stadt Aalen, 06.02.2017