Die Stadtwerke Aalen haben im ersten Halbjahr 2025 einen Gewinn von voraussichtlich 1,4 Millionen Euro erzielt. Dies teilten der Aufsichtsratsvorsitzende, Oberbürgermeister Frederick Brütting, und Stadtwerke-Geschäftsführer Michael Schäfer am Freitag bei einem Pressetermin im Rathaus mit. Nachdem der kommunale Energieversorger im Jahr 2024 Verluste in zweistelliger Millionenhöhe eingefahren hatte, zeigt sich nun eine Trendwende beim städtischen Tochterunternehmen.
Aufsichtsrat und Stadt, als alleinige Gesellschafterin des Energieversorgers, hatten Ende 2024, unmittelbar nach Bekanntwerden der schwierigen Finanzlage, gehandelt. Der damalige Geschäftsführer wurde abgerufen. Michael Schäfer ist seit Mitte Dezember Geschäftsführer der Stadtwerke Aalen. Unter seiner Ägide wurde in enger Abstimmung mit dem Aufsichtsrat und mit Unterstützung durch ein externes Wirtschaftsprüfungsunternehmen ein umfassender Konsolidierungsprozess eingeleitet. „Michael Schäfer ist es gelungen, Vertrauen zurück- zugewinnen, wichtige Großkunden an die Stadtwerke zu binden und neue zu gewinnen“, erklärt Brütting. Zügig habe man die Probleme im Unternehmen aufgearbeitet. „Wir sind noch nicht am Ziel, aber unsere Maßnahmen zeigen Wirkung“, so Schäfer.
Wie vom Gemeinderat im April beschlossen, haben die Stadtverwaltung und die Stadtwerke jetzt ein Konzept vorgelegt, wie die Stadtwerke dauerhaft besser und wirtschaftlicher arbeiten können.
Dies wurde am Donnerstag in nichtöffentlicher Sitzung dem Gemeinderat vorgestellt und beschlossen.
Es sieht vor, dass die Bäder der Stadt künftig in einem Eigenbetrieb organisiert werden. Vor knapp 30 Jahren, 1996, hatte die Stadt die Bäder an die Stadtwerke übertragen.
Im Herbst 2026 soll demnach der Eigenbetrieb mit dem neuen Hirschbachbad und den Freibädern Spiesel und Unterrombach an den Start gehen.
Das Lehrschwimmbecken Ebnat ist bereits Eigentum der Stadt und wird ebenfalls in den Eigenbetrieb eingebracht. Nicht betroffen sind die Limes-Thermen, die aufgrund ihrer besonderen Beteiligungsstruktur nicht in den Eigenbetrieb überführt werden.
Das Konzept sieht auch vor, dass das bewährte Bäderpersonal weiterhin bei den Stadtwerken beschäftigt bleibt und im Auftrag des Eigenbetriebs auch in Zukunft den Betrieb der Bäder übernimmt.
Bei einer Betriebsversammlung am Freitag wurden die Beschäftigten der Stadtwerke von Oberbürgermeister Brütting und Geschäftsführer Schäfer darüber informiert.
Verbunden mit der Übertragung der Bäder ist auch eine teilweise Übernahme von Verbindlichkeiten durch die Stadt, für die sie in der Vergangenheit schon gebürgt hatte. Dies betrifft Kredite in Höhe von 48 Millionen Euro. Des Weiteren wird die Stadt die Verluste aus dem laufenden Betrieb der Bäder incl. der Limes-Thermen übernehmen.
„Wir haben das Konzept eingehend beraten und im Vorfeld mit dem Regierungspräsidium als Aufsichtsbehörde der Stadt abgestimmt“, so Brütting. Das Regierungspräsidium habe in dieser Woche für die gesellschaftsrechtlichen Themen und die Gründung des Eigenbetriebs grünes Licht gegeben. Der Prozess ist mit den Banken abgestimmt. „Es ist uns bewusst, dass dies eine große Herausforderung für den städtischen Haushalt bedeutet, aber wir stehen zu unserem Stadtwerk“, betont der Oberbürgermeister.
Teil des Gesamtkonzeptes ist auch die Umwandlung der Stadtwerke GmbH in eine Stadtwerke GmbH& Co. KG.
Durch den Eigenbetrieb „Bäder“ und die Rechtsform der Personengesellschaft, eine GmbH & Co.KG, ist auch weiterhin gewährleistet, dass die Gewinne der Stadtwerke mit den Verlusten aus dem Bäderbetrieb verrechnet werden können, der sogenannte steuerliche Querverbund. Eine Prüfung der steuerlichen Auswirkungen nach Änderung der Rechtsform durch die Finanzbehörde ist veranlasst. Die neue Rechtsform hat keine Auswirkungen auf die Beschäftigten der Stadtwerke oder die Kundenbeziehungen.
Den Stadtwerken verschaffe man mit dieser Entscheidung die notwendige finanzielle Grundlage für wichtige Investitionen, vor allem in die Stromnetze, erläutert Brütting.
Insgesamt planen die Stadtwerke bis 2027 rund 43,8 Millionen Euro, vor allem in den Ausbau ihrer Strom- und Wärmenetze in Aalen, zu investieren.
Weitere Unterstützung erhalten die Stadtwerke durch die im Juni vom Gemeinderat beschlossene Aufstockung der Kapitalrücklage des Unternehmens seitens der Stadt als Gesellschafterin. Ohne zusätzliche Kreditaufnahmen konnten rund 15 Millionen Euro aus dem städtischen Haushalt dafür bereitgestellt werden. Der dafür notwendige Nachtragshaushalt für das Jahr 2025 wurde im Juli vom Gemeinderat beschlossen und im August vom Regierungspräsidium genehmigt. Die Stadtwerke müssen innerhalb von zehn Jahren die Summe an die Stadt zurückzahlen.
„Wir danken dem Gemeinderat für die in den letzten Monaten in großer Einigkeit gefassten Beschlüsse und die Unterstützung des Konsolidierungsprozesses“, betonen Oberbürgermeister Brütting und Geschäftsführer Schäfer.
Die Stadtwerke Aalen haben sich unter der neuen Geschäftsführung auch intern neu aufgestellt. Wichtige Positionen wurden mit externen Kräften oder mit Fachkompetenz aus dem eigenen Haus besetzt.
Eine Herausforderung bleibt die Kundenabrechnung. Bis zur geplanten Systemumstellung im Jahr 2026 wird dieser Bereich einen besonderen Fokus erhalten, um den Service für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen weiter zu stabilisieren und zu verbessern.
Mit der Wiedereröffnung des neuen Kundeninformationszentrums (KIZ) in der Aalener Innenstadt sowie angepassten Öffnungszeiten - unter anderem am Mittwochvormittag parallel zum Wochenmarkt – wurde die Beratung deutlich verbessert. Zudem wurde die telefonische Kundenbetreuung zurück ins eigene Haus geholt.
PNr. 533/2025