Suche schließen

Stadtwerke Aalen auf Konsolidierungskurs

Aufarbeitung liefert weitere Erkenntnisse zu Defizit

Die Stadtwerke Aalen GmbH (SWA) verfolgen konsequent die Neuausrichtung des Unternehmens. Unter dem neuen Stadtwerke-Geschäftsführer Michael Schäfer wird mit Unterstützung der Stadt Aalen die Konsolidierung des städtischen Tochterunternehmens energisch vorangetrieben. Entscheidende Maßnahmen wurden bereits eingeleitet und zugleich nach den Ursachen für die massiven Verluste des städtischen Tochterunternehmens in den Jahren 2023 und 2024 geforscht. Die Aufarbeitung hat weitreichende Defizite in der Organisation und Mängel, vor allem im Bereich der Energiebeschaffung aufgedeckt. Eine vom neuen Geschäftsführer vorgelegte Analyse des Jahresergebnisses 2024 zeigt zudem, dass dem Aufsichtsrat und der Stadtverwaltung bis November 2024 zur Finanzsituation der Stadtwerke falsche Zahlen vorgelegt wurden.

Mit seinem Team hat Michael Schäfer seit seiner Bestellung zum Stadtwerke-Geschäftsführer im Dezember letzten Jahres bereits entscheidende Schritte für die solide Neuaufstellung des Energieversorgers unternommen. Neben der personellen und organisatorischen Neustrukturierung möchte er vor allem das Vertrauen der Kunden in das kommunale Unternehmen zurückgewinnen. Für mehr Kundenservice plant er noch in diesem Sommer die Wiedereröffnung des SWA-Kundeninformationszentrums (KIZ) in der Stadtmitte. Mit einer personellen Verstärkung sollen die Rückstände bei der Abrechnung der Energiekunden zügig aufgearbeitet werden. Bereits angekündigt ist in diesem Zusammenhang die Umstellung des rollierenden Abrechnungssystems auf Stichtagsabrechnungen, um die bekannten Probleme bei der Abrechnung zu lösen.

Stadt plant Unterstützungsleistung mit Nachtragshaushalt zu finanzieren

„Wir sind in der Verantwortung das Unternehmen neu aufzustellen“, so Oberbürgermeister Frederick Brütting. Der Gemeinderat hat am 7. April 2025 beschlossen, die Stadtwerke weiterhin in kommunaler Hand zu halten und ihnen in dieser schwierigen Lage beizustehen. Die Stadtverwaltung wurde beauftragt gemeinsam mit Geschäftsführer Michael Schäfer eine Strategie vorzulegen, wie ein nachhaltiger und wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb für den Energieversorger gewährleistet werden kann. Zudem soll das aktuell im Bau befindliche neue Hirschbachbad in diesem Jahr mit dem Hallenbad und im nächsten Jahr mit dem Freibad eröffnen.

Stadtverwaltung hat Unterstützungspaket erarbeitet

Die Stadtverwaltung hat ein Unterstützungspaket in Höhe von 25 Millionen Euro erarbeitet. Es soll noch im Mai durch den Gemeinderat beraten und entschieden werden. Es dient als Grundlage für einen Nachtragshaushalt, der dann noch vor der Sommerpause durch den Gemeinderat verabschiedet werden kann. Eckpunkte des Papiers sind neben Einsparungen im städtischen Haushalt auch der Verkauf des Hallenbad-Grundstücks durch die Stadtwerke. Zudem ist geplant, weitere nicht betriebsnotwendige Liegenschaften der Stadt und der Stadtwerke zu veräußern. Bis zum Juli wird zudem ein umfassendes Strategie-Papier mit konkreten Maßnahmen und Aussagen zur Sanierung der Stadtwerke erarbeitet, das dann ebenfalls dem Gemeinderat vorgelegt wird. Konkret stehen für den erfolgreichen Neustart eine Neuausrichtung der Geschäftsfelder, Investitionen und mögliche Veräußerungen von Immobilien und Beteiligungen an anderen Unternehmen zur Disposition, kündigt Brütting in seiner Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender an. 
Weiter prüfen Stadt und Stadtwerke Schadensersatz bei den möglichen Verursachern des Defizits geltend zu machen.
 

Ursachen des Defizits werden konsequent aufgearbeitet

Im Zuge des Aufarbeitungsprozesses ist deutlich geworden, welche unternehmerischen Fehlentscheidungen insbesondere im Bereich des Energieeinkaufs und -verkaufs zum Defizit bei den Stadtwerken geführt haben. In den Jahren 2019 – 2022 sorgten die weltweit fallenden Energiepreise dafür, dass die Unzulänglichkeiten beim Energiehandel der Stadtwerke noch überdeckt wurden. Mit steigenden Energiepreisen ab 2023 sind die Verluste dann nicht mehr kompensierbar und werden im Herbst/Winter 2024 dann offenbar.

Michael Schäfer hat eine Analyse des Jahresergebnisses 2024 vorgelegt, die die Ursachen des Millionendefizits ausweist. Neben Einbußen bei den Umsatzerlösen in Höhe von 2,5 Millionen Euro, sind gleichzeitig die Ausgaben um ein Vielfaches gestiegen. Höhere betriebliche Aufwendungen sowie erhöhte Zinsaufwendungen sind mit ursächlich für die Finanzprobleme. Die immense Erhöhung der Materialaufwendungen, um 14,27 Millionen Euro im Vergleich zu den im Aufsichtsrat vorgelegten Zahlen sticht besonders hervor. Darin enthalten sind vor allem die Kosten für die falsch beschaffte Energie, auf Grundlage einer fehlerhaften Energiebeschaffung.

Missstände aufgrund personeller und struktureller Veränderungen

Hinzu kommen personelle und strukturelle Wechsel an entscheidenden Positionen in Folge einer Reorganisation im Jahr 2019. Dies führte in Verbindung mit Änderungen der Einkaufs- und Beschaffungsstrategie dazu, dass der Überblick über bereits getätigte Strom- bzw. Gaseinkäufe zunehmend verloren ging. So wurden u.a. Energieeinkäufe doppelt getätigt. Die zu viel eingekaufte Energie musste dann mit Verlust veräußert werden.   
Bis 2024 musste mit ständig wechselndem Personal in den Bereichen Beschaffung, Vertrieb und Abrechnung die in Folge der Energiekrise sehr komplexe Abrechnungssituation bewältigt werden.

INFO:

Mitte März 2025 haben der Stadtwerke-Aufsichtsrat und die Stadt von einem voraussichtlichen Defizit in Millionenhöhe für das Geschäftsjahr 2024 erfahren. Auch das Jahr 2023 schloss mit einem Verlust ab. Entstanden sind die Defizite noch unter der Ägide des im Dezember 2024 entlassenen damaligen Geschäftsführers der Stadtwerke. 
Am 22. Mai 2025 wird der Gemeinderat über das Unterstützungspaket beraten. 

Derzeit (Stand: 16.06.2025) wird ein Defizit für das Jahr 2024 in Höhe von 16,9 Millionen EUR prognostiziert. Eine frühere Fassung dieser Pressemitteilung enthielt ein noch höheres zu erwartendes Defizit für das Jahr 2024.

PNr. 279/2025

© Stadt Aalen, 15.05.2025