26. Baden-Württembergische Theatertage in Aalen zu Ende gegangen

Noch sind die merkwürdig bunten Zeichen sichtbar, die ihre Spuren durch die Stadt ziehen. Bald werden sie, die die Wege zu den Aufführungsorten der 26. Baden-Württembergischen Theatertage markierten, verblasst sein. Aber die Erinnerung an starke Aufführungen, aufregende Diskussionen und Lesungen, mitgetanzte Afterwork-Konzerte bis Mitternacht wird die kleinen bunten Zeichen überdauern.

Vor allen Dingen ein Ort hat sich nachhaltig in das Bewusstsein des Aalener Publikums geschoben: der Kulturbahnhof (KUBAA) mit dem Theater- und dem Veranstaltungssaal für die Aufführungen, dem Kino am Kocher für Diskussionen und Lesungen sowie dem großen Foyer als Ort der Begegnung und des Feierns. Der KUBAA wurde zu einem Festivalzentrum, nicht nur der angereisten Theaterensembles, sondern auch des Aalener Publikums.

Aber auch sonst fand eine enge Vernetzung zwischen dem Team vom Theater Aalen – Tonio Kleinknecht, Tina Brüggemann, Winfried Tobias und eigens für die Festivalleitung engagiert: Daniela Mühlbeck – und anderen Aalener Institutionen statt: Vom Kino am Kocher war schon die Rede, die Musikschule trat mit kleinen Ensembles vor Aufführungen auf und der Kunstverein zeigt eine Ausstellung zum Motto der Theatertage „Täglich Kunst“. Die Frage, wieviel Theaterkunst eine Stadt in der Größe von Aalen verträgt, wurde sehr schnell positiv beantwortet, die Theatersäle im KUBAA und im Alten Rathaus, die Aufführung im „Tiefen Stollen“ und die in der Bohlschule waren stets voll, auch die Stadthalle war gut besucht. Kurz: die Aalener Bürgerinnen und Bürger nutzten die Chance, täglich Kunst zu feiern.
30 Theater aus Baden-Württemberg zeigten in 42 Vorstellungen 34 Inszenierungen mit ganz unterschiedlichen Formaten. Performancefans kamen genauso auf ihre Kosten wie Freunde von Schauspiel, Tanz und Musiktheater. Wer neugierig war, konnte im Cross-Over in zahlreiche andere Kunstformen hineinschnuppern. Besonders das Tanztheater vermochte viele Neugierige zu begeistern, sei es in der Nacherzählung des berühmten „klassischen“ russischen Tänzers Nurejew, oder beim Dance Theatre Heidelberg mit „No tears left to cry“. Große Oper, Operette oder Musicals werden auf Grund der großen Besetzung nur selten auf solchen Theatertreffen gezeigt. Aalen bildete hier die Ausnahme: So konnten sowohl ein Musical mit Astronaut*innen als auch eine Opernfassung von Büchners „Woyzeck“ besucht werden. Traditionell nimmt seit 1981 das Kinder- und Jugendtheater auf den Baden-Württembergischen Theatertreffen eine wichtige Rolle ein, was u.a. auch daran liegt, dass im Gegensatz zu den Bühnen des Abendspielplans die jungen Ensembles fast das ganze Treffen über mit dabei sind, sich gegenseitig anschauen und kritisieren, an Workshops teilnehmen und auch sonst im intensiven Austausch stehen. Bei den Schauspielvorstellungen waren überraschend viele Monologe zu sehen. Ein besonderes Event war dabei die Aufführung von „Der Bau“ von Franz Kafka: Die Geschichte von dem Wesen, das sich in seinen Bedrohungsängsten immer weiter in seinen Gängen einigelt, kam im „Tiefen Stollen“, im großen Saal des Besucherbergwerks zur Aufführung. Damit sind längst nicht alle Aufführungen berücksichtigt, die zum Erfolg dieser Theatertage beigetragen haben. Zu vielen Aufführungen gab es Nachgespräche oder einleitende Begleitungen, in denen man die Ensembles befragen und erste Eindrücke formulieren konnte. Überhaupt war das Miteinander-ins-Gespräch-Kommen ein wichtiger Ansatz der 26. Baden-Württembergische Theatertage. Lesungen, Podiumsdiskussionen oder die „Afterwork“-Konzerte wie mit der „Legendary Ghetto Dance Band“ ergänzten das Programm.

Aalen war für zehn Tage Mittelpunkt der baden-württembergischen Theaterszene. Das Publikum der Stadt genoss es sichtlich und feierte mit. Manche auswärtigen Gäste beneideten die Stadt Aalen um den wunderbaren Kulturbahnhof, die tolle Stimmung in der Stadt und werden hoffentlich bald wieder kommen.

© Stadt Aalen, 02.06.2023