75 Jahre Kriegsende – Gedenkfeier am Mahnmal

Ansprachen von Oberbürgermeister Thilo Rentschler und den Pfarrern Bernhard Richter und Wolfgang Sedlmeier

Vor 75 Jahren, am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg, der insgesamt mindestens 55 Millionen Menschen das Leben kostete, die meisten davon Zivilisten. Gleichzeitig endete die die Herrschaft der Nationalsozialisten über Deutschland. Im Gedenken an die Opfer aller Kriege und als Mahnung für die Lebenden lud die Stadt Aalen gemeinsam mit der Evangelischen und Katholischen Kirchengemeinde hatte am Freitag um 18 Uhr zur Gedenkfeier an das Mahnmal auf der Schillerhöhe. Rund 100 Menschen folgten der Einladung, darunter der Landtagsabgeordnete Winfried Mack, Ehrenbürger Ulrich Pfeifle und zahlreiche Stadträtinnen und Stadträte. Die Feier wurde umrahmt vom Aalener Posaunenchor unter der Leitung von Wolfgang Böttiger.

75 Jahre Kriegsende ? Gedenkfeier am Mahnmal
75 Jahre Kriegsende ? Gedenkfeier am Mahnmal (© Oliver Giers)

Ein Verzicht auf die Gedenkfeier im Zeichen der Pandemie wäre aus seiner Sicht ein falsches Signal gewesen, sagte OB Rentschler zum Auftakt der Feierstunde.

Denn das gemeinsame Erinnern an die Opfer und an die Gräueltaten, ausgelöst durch Krieg und Faschismus, gehöre zu unseren Pflichten in einer freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft.

„Dieser Weltkrieg hinterließ eine Bilanz des Schreckens,“ so der Oberbürgermeister und schilderte die dramatischen letzten Kriegstage und stunden in Aalen. Scham und Trauer hätten danach viele sprachlos gemacht. Die große Mehrheit habe jedoch die Sprache der lebendigen Demokratie erlernt. Er erinnerte an die Bilder, die diesen Weg begleiteten, von der Anklagebank in Nürnberg über Willy Brandts Kniefall in Waschau bis zum Fall der Mauer.

Mit einem Zitat aus der legendären Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizäcker ging er darauf ein, ob der Tag der Kapitulation auch tatsächlich der Tag der Befreiung war. Krieg und Leid seien nicht unvermittelt über die damalige Generation gekommen, sondern seien vielmehr mit dem Beginn der Gewaltherrschaft am 30. Januar 1933 verbunden.

Auch auf die Aussöhnung mit den europäischen Nachbarn nahm der OB Bezug. Seit 75 Jahren funktioniere nun das europäische Friedensprojekt sehr gut, so dass der Blick über den „Tellerrand“ nun hinaus gehe. Auch Aalen folge diesem Beispiel, so der OB, mit Hinweis auf die Engagements der Stadt in Antakya und in Mosambik. „Es liegt an jedem Einzelnen von uns, sich für unsere Demokratie einzusetzen. ..Wir müssen laut und deutlich Stopp sagen zu diesen Feinden unserer freiheitlichen Gesellschaft,“ schloss der OB seine Ansprache und appellierte an alle nicht nur den Opfern des zweiten Weltkriegs zu gedenken, sonden auch an die derzeit Millionen vertriebener und heimatloser Menschen in Flüchtlingslagern am Rande der Krisengebiete.

„Überleben ist ein Privileg, das verpflichtet. Ich habe mich immer gefragt, was ich tun kann für die, die nicht überlebt haben,“ zitierte Pfarrer Bernhard Richter in seiner Ansprache den jüdischen Publizisten Simon Wiesenthal. Die Befreiung von den Greueltaten der Nazis mit all den verheerenden Folgen eines Weltkriegs sei ein ganz wichtiger Aspekt dieses Gedenktages. Es sei nicht selbstverständlich 75 Jahre im Frieden zu leben, betonte Richter, das sei ein Geschenk für das man immer wieder eintreten müsse. Deshalb brauche es eine gute Erinnerungskultur. Auch das Versagen der Kirche im Dritten Reich sprach er an, das nach dem Krieg im Stuttgarter Schuldbekenntnis zum Ausdruck gekommen sei. Er möchte nichr noch einmal als Christ und als Kirche in die Lage kommen solch ein Bekenntnis formulieren zu müssen, so Richter.

Pfarrer Wolfgang Sedlmeier wählte für die Lesung eine Passage aus der Bergpredigt aus und sprach die eindrücklichen Fürbitten. Die Feier endete mit dem Läuten der Mahnmalglocken und einem Bläserchoralvers.

© Stadt Aalen, 11.05.2020