Gespräch mit Elisabeth Petasch über zwei faire Busreisen im Herbst

Am 19. September und am 24. Oktober führen zwei Bildungs-Busreisen ab Aalen zu Fairhandels-Organisationen nach Meersburg / Ravensburg und zum Kloster Münsterschwarzach.

Elisabeth Petasch
Elisabeth Petasch (© Elisabeth Petasch)

Frau Petasch, als Leiterin des Weltladens in Aalen sind Sie zugleich Sprecherin der Eine-Welt-Agendagruppe und im Steuerungskreis der Fair-Trade-Stadt Aalen. Aus diesen Gruppen entstand die Idee der fairen Busreisen. Welche Idee steckt hinter diesem Angebot?

Vor vielen Jahren sind die Weltläden entstanden, weil es irgendwann klar wurde, dass wir Verbraucher des Nordens immer billiger einkaufen wollen, ohne darauf zu achten, was den Herstellern im Süden noch übrig bleibt, um ihr Leben und das ihrer Familien zu sichern. In vielen Regionen der Welt wurden Kontakte zu kleinbäuerlichen Betrieben und Genossenschaften geknüpft, um ohne Umwege deren Waren über die Weltläden zu vertreiben. Vielen Menschen ist nicht klar, wie das System des fairen Handels funktionieren kann. Bei unserer Reise nach Meersburg zum Beispiel lernen wir anhand der Methode von Feluka-Trading die Wege von der Produktion bis zum Verkauf von Waren kennen, die es sicherstellen, dass die Gewinne nicht bei den großen Handelskonzernen hängen bleiben.

Die Weltläden haben im Vergleich zu den großen Supermärkten nur einen verschwindend kleinen Anteil an der Gesamtmenge verkaufter Waren. Haben Sie das Gefühl, etwas bewirken zu können?

Die Weltläden sind nicht auf Umsatz- und Gewinnmaximierung aus. Es ist die Information der Öffentlichkeit über gerechten Handel, über die Herkunftsländer und die Menschen, die dahinter stehen. Trotzdem können die Weltläden mit Stolz verzeichnen, dass nicht nur ihre eigenen Umsätze stetig wachsen, sondern dass vor allem die fair gehandelten Waren von den Nischenprodukten inzwischen in den Regalen der Supermärkte angekommen sind. Dies wollen wir weiter fördern und darüber informieren.

Hier kommt die Fair-Trade-Stadt Aalen ins Spiel. Im Oktober vergangenen Jahres hat Aalen diese Auszeichnung erhalten, weil sie mit kleinen Schritten in der ganzen Stadt ein Bewusstsein für den Fairhandelsgedanken schaffen will.

Die Stadt Aalen hat dieses Label erhalten, weil der Gemeinderat mit seinem Votum sich dazu bekannt hat und dies mit ersten Schritten in der Stadtverwaltung selbst verwirklicht. So wird beim Einkauf von Produkten darauf geachtet, dass sie ohne ausbeuterische Kinderarbeit  hergestellt wurden. Denken wir zum Beispiel an Steine für die Pflasterarbeiten in der Innenstadt. Fünf Kriterien der TransFair e.V. mussten erfüllt sein, um die Auszeichnung für 2 Jahre zu erhalten. Danach werden die Kriterien immer wieder überprüft und weitere Engagements mit in die Bewertung mit einbezogen. Deshalb sind weitere Ideen, wie die fairen Busreisen, für die Titelerneuerung notwendig.

Was dürfen die Teilnehmer der fairen Busreisen erwarten?

Es handelt sich um Tagesreisen mit viel Informationen um den fairen Handel, aber auch kulturellen Inhalten. Am 19. September reisen wir an den Bodensee nach Meersburg zu Feluka Trading. Die Handelsorganisation vermarktet traditionelles, in kleinen Werkstätten gefertigtes Kunsthandwerk aus den verschiedensten Regionen Ägyptens. Kunsthandwerkliche Betriebe, besonders Webereien, Keramik- und Messingwerkstätten haben in Ägypten eine Jahrtausende alte Tradition, die vom Aussterben bedroht ist. Mit diesen Informationen geht die Fahrt weiter in die schöne oberschwäbische Stadt Ravensburg. Bei einer Mittagspause im Café Miteinander erfahren wir zugleich etwas über diesen Ausbildungsbetrieb für Jugendliche mit Lerndefiziten. Anschließend besuchen wir den dwp-Weltladen, der zu den größten in Deutschland zählt. Eine Führung durch die schöne Altstadt Ravensburgs rundet den Tag ab.

Die zweite Reise am Samstag, 24. Oktober, führt zur Benediktinerabtei Münsterschwarzach im Ausflugsgebiet der Mainschleife. Vor mehr als 30 Jahren trafen im Kloster die ersten Übersee-Container mit fair gehandelten Waren aus aller Welt ein. Der Klosterhof dient seitdem als Lagerstätte für diese Produkte und ist Ausgangspunkt für einen vielversprechenden Tag mit Informationen über die Fair-Handels-Organisation, deren Geschäftsleitung Pater Anselm Grün inne hat. Es besteht die Möglichkeit des Einkaufs im angeschlossenen Verkaufsmarkt. Nach dem Mittagessen erfahren wir bei der Kirchenführung mehr über die Geschichte der Abtei und des Klosterlebens. Eine Energieführung verdeutlicht die ökologische Facette des CO2-neutralen Klosters. Ein Highlight mag zudem die Gelegenheit am mittäglichen Chorgebet der Mönche (Hore) in der Klosterkirche sein.

Wer an einer der beiden Reisen teilnehmen möchte, kann sich im Weltladen Aalen bis zum 5. September anmelden per Mail: info@weltladen-aalen.de.
© Stadt Aalen, 02.01.2015