Hightech trifft Antike – römischen Bronzegießern auf der Spur

Im Rahmen der Sonderausstellung „Gebrochener Glanz" im Limesmuseum Aalen referiert Frank Willer vom Landesmuseum Bonn über die römische Bronzeindustrie. In dem Vortrag stellt der Archäologe Willer die vielseitige antike Kunst des Bronzegusses dar. Die Veranstaltung findet statt am Dienstag, 3. Februar um 19 Uhr in der VHS Aalen, im Torhaus, Paul-Ulmschneider-Saal statt.

Mikroskopische Untersuchungen (© LVR-Landesmuseum Bonn)

Verloren gegangenes technisches Wissen wieder zu entdecken gehört zu den wichtigen Aufgaben der modernen Archäologie. Dabei stehen immer häufiger Fragen zur antiken Herstellungstechnik und deren sozialgeschichtlichen Zusammenhängen im Mittelpunkt der Forschung. Archäologen, Restauratoren und Naturwissenschaftler verschiedener Fachrichtungen arbeiten dabei eng zusammen. Die genaue Beobachtung antiker Arbeitsspuren an Fundstücken, Materialanalysen und gegebenenfalls die Überprüfung von Herstellungstechniken durch experimentelle Archäologie oder Simulationen ermöglichen es, bislang unbekannte antike Technologien zu entschlüsseln und weitgehend zu rekonstruieren. Nicht selten werden dabei erstaunliche Beobachtungen gemacht, die verdeutlichen, dass antike Handwerker neben ihren herausragenden praktischen Fähig- und Fertigkeiten auch ein sehr hohes technologisches Wissen besessen haben.

Dieser Forschungsansatz bildete auch die Grundlage des interdisziplinären Forschungsprojektes zu den Überresten der Bronzestatuen entlang des Limes, bei dem die über 5000 Fragmente sowohl unter archäologisch-historischen Fragestellungen wie auch im Hinblick auf ihre Herstellungstechnik untersucht wurden. Frank Willer vom LVR-LandesMuseum Bonn leitete und koordinierte die mehrjährigen archäometrischen und herstellungstechnischen Forschungen, an denen auch mehrere spezialisierte Fachinstitute beteiligt waren. Der Vortrag gibt dabei einen Überblick über die Methoden und Ergebnisse.

Das Portrait Gordian III aus Niederbieber im Original, im Röntgenbild und als Computertomographie (© LVR-Landesmuseum Bonn)

Dabei wird deutlich, dass es im Römischen Reich bereits eine vielseitige Bronzeindustrie gab, die sich über Jahrhunderte entwickelt und spezialisiert hat. In die Gebiete nördlich der Alpen wurde so auch die Technologie des Statuengusses eingeführt. Der komplexe Herstellungsprozess wurde im Rahmen dieses Forschungsprojektes mit modernsten naturwissenschaftlichen Methoden untersucht. Dabei konnten durch Restaurierung und metallkundliche Analyse auch aus unscheinbaren Fragmenten vielfältige Informationen gewonnen werden. Aufwändige bildgebende Verfahren wie Röntgentechnik und Computertomographie gewährten zudem ungeahnte Einblicke in die Herstellungstechnik der Antike.

© Stadt Aalen, 20.01.2015