Mobilitäts-App für die Ostalb

Projektteam „AA-MOBIL“ legt ein Verkehrskonzept für die Zukunft vor: Stadt, Hochschule und OBE kooperieren eng

Umweltfreundlich und nachhaltig, aber gleichzeitig einfach und nutzerfreundlich: So könnte das Mobilitätskonzept in Aalen für die Zukunft aussehen. Um dafür Lösungen zu erarbeiten, wurde das Verkehrsprojekt „AA-MOBIL“ ins Leben gerufen und durch die Initiative „MobilitätsWerkStadt 2025“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Phase 1 des Projekts ?AA-MOBIL? ist abgeschlossen (v.li.): Stefanie Benz, Felix Unseld, Hans-Peter Weber, OB Thilo Rentschler, Prof. Dr. Anna Nagl und MdB Roderich Kiesewetter unterstützen den Fortgang. (© Stadt Aalen)

Das Projektteam um Wirtschaftsförderer Felix Unseld, Prof. Dr. Anna Nagl vom Kompetenzzentrum für innovative Geschäftsmodelle der Hochschule Aalen und Hans-Peter Weber, Vorstandsmitglied der OstalbBürgerEnergie eG (OBE), legte nach einjähriger Projektarbeit im Beisein von Aalens OB Thilo Rentschler und MdB Roderich Kiesewetter seinen Schlussbericht vor. „Die Ideen lassen sich gut mit unseren weiteren Smart City-Projekten verknüpfen“, sagte OB Rentschler.

Die Stadt Aalen hat mit dem Ziel der Verbesserung der Verkehrssituation, insbesondere des Berufspendlerverkehrs, ein Projekt skizziert und wurde zusammen mit deutschlandweit 50 Kommunen für diese Förderung ausgewählt. Vorrangiges Ziel ist die Entwicklung von Konzepten zur Reduzierung des Individualverkehrs und der damit verbundenen Luftemissionen.

In der jetzt abgeschlossenen Phase 1 stand die Entwicklung von Lösungsvorschlägen im Mittelpunkt. In der folgenden, auf drei Jahre ausgerichteten Phase 2, für die ein Förderantrag gestellt wird, geht es darum, die Lösungsvorschläge zu evaluieren und die Umsetzung mit einer Partnerkommune und Partnerunternehmen zu erproben. In der Phase 3 soll die Anwendbarkeit in Pilotprojekten konkret abgesichert werden.

Erkenntnisse aus der Befragung

In der Phase 1 ging es darum, die derzeitige Verkehrssituation zu betrachten und die Einstellungen der Menschen hinsichtlich ihrer persönlichen Mobilitätssituation und Mobilitätsbedürfnissen zu ergründen. Dazu wurden über 1.300 Bürger, Arbeitnehmer, Unternehmen sowie Bus- und Bahnunternehmer befragt.  Eines der Kernergebnisse ist, dass den Menschen in der Region ein hohes Maß an individueller Mobilität überaus wichtig ist. Mehr als die Hälfte der Befragten nutzt den eigenen Pkw für die Fahrt zur Arbeit oder Bildungseinrichtung. Nur 15 % fahren dabei mit öffentlichen Verkehrsmitteln, 13 % fahren Rad und 8 % gehen zu Fuß.

Über zwei Drittel besitzen zwei oder mehr Pkw im Haushalt; 96 % dieser Pkw werden durch Verbrennungsmotor angetrieben. 62 % wollen bei Gelegenheit einen Umstieg auf ein E-Fahrzeug in Betracht ziehen. Hinsichtlich der Elektromobilität besteht beachtlicher Informationsbedarf. Fünf Argumente gegen E-Fahrzeuge werden dabei vorgebracht: zu teuer, zu geringe Reichweite, zu wenig Ladesäulen, zu lange Ladedauer und negative Umweltaspekte der Batterie.

In Bezug auf den ÖPNV bestehen Informationsdefizite: Vom Hauptbahnhof bzw. dem ZOB gelangt man im Zehn-Minutentakt zur Hochschule. Die meisten Ziele in Aalen können im 20-Minutentakt erreicht werden. Ebenso ist bereits auf vielen Buslinien die Echtzeitauskunft möglich. Insgesamt nutzen nur 10 % der Menschen den ÖPNV - dies entspricht der durchschnittlichen Nutzung auf Landesebene.

In einem Projektworkshop, an dem neben den Mitgliedern des Projektteams auch Vertreter von Stadtplanungsamt, Tiefbauamt sowie dem Amt für Umwelt, Grünflächen und umweltfreundliche Mobilität auch Industrieunternehmen teilgenommen haben, Lösungsvorschläge erarbeitet. Es wird eine Koordinationsstelle für betriebliche Mobilität bei der Stadt vorgeschlagen. Diese soll in Zusammenarbeit mit den Unternehmen und Bildungseinrichtungen einen Mobilitätsbaukasten entwickeln, aus dessen Elementen sich die Firmen und Bildungseinrichtungen ihr individuelles Mobilitätskonzept zusammenstellen können. Dabei würden sie von einem Mobilitätskoordinator beraten und begleitet.

Wichtiger Bestandteil des Mobilitätsbaukastens soll eine multimodale App sein. Sie soll unternehmensübergreifende Fahrgemeinschaften und Werksbuslinien ermöglichen und steuern - zeitlich und räumlich flexibel soll so zu den gewünschten Zielen gependelt werden. Die dazu notwendigen Infos von Fahrern und Mitfahrern sollen über eine neue Plattform erfolgen, deren Entwicklung durch entsprechende Anbieter oder die Hochschule Aalen erfolgen soll. Neben Privat- und Firmenfahrzeugen sollen der ÖPNV sowie Sharing- und Taxi-Anbieter in diese Plattform eingebunden werden. Auf diesem Weg soll die Verkehrssituation insbesondere zu Stoßzeiten deutlich entlastet werden. Durch eine E-Mobilitätsoffensive soll die Anschaffung und Nutzung von E-Fahrzeugen gefördert werden. Beide Maßnahmen sollen eine deutliche Verringerung des CO2- und NOx-Ausstoßes bewirken. Beim ÖPNV soll mittels einer Werbekampagne dessen Attraktivität aufgezeigt werden.

In der anstehenden Projektphase 2 kann die Stadt Aalen auf die Unterstützung von MdB Roderich Kiesewetter bauen. Er hat bereits in einem Brief an die Bundesforschungsministerin Anja Karliczek um weitere Unterstützung von „AA-MOBIL“ geworben. „Ich bin begeistert über Lösungsvorschläge und die Möglichkeit, dieses Projekt mit den Mobilitätsbedürfnissen von Unternehmen wie Zeiss zu verbinden“, äußerte sich ein von der Projektarbeit angetaner MdB Kiesewetter.

© Stadt Aalen, 13.11.2020