17,5 Millionen Euro Förderung für Smart City-Modellprojekte

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Interkommunales Modellprojekt von Heidenheim und Aalen läuft bis zum Jahr 2027

OB Bernhard Ilg (li.) und OB Thilo Rentschler haben die Kooperationsvereinbarung unterschrieben.
OB Bernhard Ilg (li.) und OB Thilo Rentschler haben die Kooperationsvereinbarung unterschrieben. (© Stadt Heidenheim)

Die Bundesregierung fördert die digitale Modernisierung von Kommunen durch Smart-City-Modellprojekte. Integrierte Smart-City-Strategien und deren Umsetzung sind dabei gefragt und werden mit bis zu 65 Prozent der investierten Gesamtsumme bezuschusst. Digitale Technologien sind dabei so einzusetzen, dass sie der Stadtgesellschaft als Gemeinschaft dauerhaft nutzen. Unter bundesweit 32 Bewerbungen ist die gemeinschaftliche Einreichung von Aalen und Heidenheim eine von bundesweit nur zwölf erfolgreichen interkommunalen Projekten. Der Förderzeitraum erstreckt sich von 2021 bis 2027 und ist unterteilt in eine zweijährige Strategie- sowie eine fünfjährige Umsetzungsphase.

Oberbürgermeister Bernhard Ilg und Aalens Oberbürgermeister Thilo Rentschler sind stolz auf diesen gemeinsamen Erfolg: „Wir stellen jetzt die Weichen für die digitale Transformation, die das Leben und Arbeiten in unseren Städten zukunftsfähig macht! Ostwürttemberg rückt dadurch bei der Digitalisierung in den Fokus von Bund und Land. Wir lernen durch die Förderung voneinander, von den anderen Förderprojekten und liefern mit unseren Ergebnissen Blaupausen für weitere Städte nicht nur in der Region, sondern auch landes- und bundesweit.“ 

OB Rentschler unterstrich bei der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung im Heidenheimer Rathaus den hohen Stellenwert der Förderung: „17,5 Millionen Euro Förderzusage für einen Zeitraum von sieben Jahren sind  so etwas wie ein Jackpot. Sie geben Planungssicherheit und führen zu einer dynamischen Umsetzung der Digitalisierungsthemen.“ Er und OB Ilg sprachen deshalb von einem historischen Tag, weil die Kooperation nach dem jüngst zusammen mit dem Land geschlossenen Mobilitätspakt das zweite Vorhaben sei, bei dem die Nachbarstädte in den kommenden Jahren eng zusammenarbeiten. „Gemeinsam repräsentieren die beiden Städte Aalen und Heidenheim über 120.000 Einwohner.“

Der erfolgreiche Antrag enthält für die Städte Heidenheim und Aalen fünf Maßnahmen für die Strategiephase und wird in der Umsetzungsphase um weitere Maßnahmen ergänzt und detailliert. „Wir wollen möglichst rasch an die Umsetzung der definierten Ziele gehen. Im Verlauf der Förderphasen können neue Fragestellungen aufgenommen und bearbeitet werden“, sagte Aalens Wirtschaftsförderer Felix Unseld.

Die fünf Projekte im Detail:

1. Digitales Stadtentwicklungskonzept (DSEK)

Das digitale Stadtentwicklungskonzept legt neue Grundlagen für die digitale Stadtentwicklung fest und definiert Prozesse neu. Es bildet die strategische Klammer für alle digitalen Stadtentwicklungskonzepte der Zukunft. Ziel ist die Verabschiedung einer „Smart City Strategie“, an der die Verwaltung und die Bürgerschaft in Arbeitsgruppen und in offenen „Living Labs“ beteiligt wird. 

In Heidenheim fand im Oktober 2020 eine Veranstaltung mit der Bürgerschaft statt. In Aalen kann auf Ergebnisse früherer Strategieprozesse und Projekte zurückgegriffen werden, die im Smart City-Beirat von den Akteuren erarbeitet wurden – diese sollen aktualisiert und durch unterschiedliche Beteiligungsformate ergänzt werden. Auf der Messe MAKE Ostwürttemberg, die im Herbst 2021 in Aalen stattfindet, besteht darüber hinaus auch die Möglichkeit für Bürger oder Startups eigene Ideen in den Prozess einzubringen. „Verwaltung, Unternehmen und Bürgerschaft kommen in verschiedenen Workshops weiter in den Dialog“, sagte OB Rentschler. 

2. Konvergenter Netzplan (KNP)

Ähnlich wie ein Breitbandplan die Voraussetzung für die Erschließung konkreter Gebiete mit Breitband-Internet war, handelt es sich beim KNP um die Grundlage für smarte Anwendungen. Es werden im KNP die synergetische Planung von Glasfaser und Mobilfunk sowie Infrastrukturpunkte für Smart City-Anwendungsfälle berücksichtigt. Ziel ist der Endausbau zu einem gigabitfähigen Netz für alle Teilnehmer und Endgeräte. Der KNP für die Stadtgebiete Heidenheim und Aalen erfasst dabei die Infrastruktur zur Aufbereitung einer Sensoriknetz-Planung zum Beispiel für Straßenleuchten, Lichtsignale, Stadtmöbel usw. Ziel ist, im Frühjahr 2021 die Umsetzung des KNPs auszuschreiben und als Auftrag an einen geeigneten Anbieter zu vergeben.

3. Smartes Cockpit

Es handelt sich im ersten Schritt um ein digitales Cockpit auf der städtischen Homepage, auf dem alle Interessierten live relevante Daten aus dem öffentlichen Raum ablesen können: zur Lärmbelastung, zur Auslastung von Parkhäusern und Parkplätzen, zu verfügbaren E-Ladestationen, zum Füllstand städtischer Mülleimer, zur Funktionsfähigkeit von Laternen und ähnlichem. Die Daten können als Grundlage für städtische Entwicklungspläne, zum Personaleinsatz oder als Managementplattform verwendet werden. Ziel ist, in einem gemeinsamen Workshop mit der Stadt Aalen Anforderungen zu definieren und die Vergabe dieses Teilbereiches im Laufe des Jahres 2021 vorzubereiten. Im zweiten Schritt wird das Cockpit auch zur zentralen Datenplattform, wo Daten aus dem städtischen Raum zusammenlaufen.  

4. Smartes Parken

Um den öffentlichen Parksuchverkehr zu reduzieren und verfügbare Parkflächen besser auszulasten sowie das Verkehrsmanagement zu stärken, bieten sich Sensoren mit Magnetfeldern an, die Vandalismus-sicher auf öffentlichen Parkplätzen montiert werden können. Über eine App können sich Autofahrer gezielt zu freien Plätzen navigieren lassen oder ersatzweise über die ÖPNV-App den Bus nehmen. Auch Parkplätze für bestimmte Zielgruppen (Mutter/Kind, Menschen mit Behinderungen) und E-Ladesäulen lassen sich ausweisen. Falls beispielsweise eine Feuerwehrausfahrt durch ein parkendes Fahrzeug blockiert wird, alarmiert die App die Leitstelle und das Fahrzeug kann entfernt werden. Die Parkdaten helfen auch bei der Planung der Größe eines neuen Parkplatzes. Interkommunal ist dieses Tool ein wichtiger Baustein des Mobilitätspaktes Aalen-Heidenheim. Dieses Projekt soll bereits Ende 2021 starten, da Aalen dabei bereits Erfahrung sammeln konnte.

5. Smarte urbane Logistik

Im Fokus steht die Entwicklung eines Citylogistikkonzepts, mit dem Ziel, innerstädtischen Logistikverkehre zu minimieren und optimieren („Lösung für die letzte Meile“). Insbesondere die Aufenthaltsqualität in den Fußgängerzonen leidet unter den vielen Paketdienstleistern. Für alle Kurier-, Express- und Paket-Dienstleister könnte es beispielsweise innenstadtnah eine „Wand“ mit vielen Paketfächern geben, wo Pakete von Händlern und Kunden deponiert bzw. von Kunden abgeholt werden können. Ebenfalls denkbar wären City Hubs, die als Umschlagplatz für die „letzte Meile“ dienen. Als City Hub könnte eine leerstehende Ladenfläche dienen. Gleiches könnte so auch vom lokalen Einzelhandel genutzt werden. Auch dieses Teilprojekt könnte bereits Ende 2021 von der Planungs- in die Realisationsphase gehen.

Gemeinsame Öffentlichkeitarbeit

Im Frühjahr 2021 startet die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit beider Städte: 

  • Erstellung einer Homepage zur Dokumentation 
  • Ein digitales Beteiligungsforum für die Bürger*innen wird eingeführt, um Ideen zu diskutieren, auszutauschen und zu bewerben
  • Durchführung von „Living Labs“ in beiden Städten mit Bürgerworkshops zu digitalen Themen
  • MAKE Ostwürttemberg in Aalen

In der zweiten Phase des Projektes (2023 bis 2027) werden unter dem Dach der „Living Labs“ weitere Services und Lösungen getestet und eingeführt.  

Info zur Förderung

Die Antragssumme teilt sich und beträgt für die erste Phase des Projekts für jede Stadt 1,25 Mio. Euro. Bei der zweiten Phase stehen 15 Mio. Euro für beide Städte zur Verfügung. Damit das komplexe Projekt umgesetzt werden kann, planen beide Städte eine Stelle im jeweiligen Rathaus: einen Smart City Manager zur Projektkoordination des Modellprojekts „Smart City Made in Germany“.

© Stadt Aalen, 20.01.2021