Prof. Dr. Karim Fereidooni überzeugt bei Vortrag zu Rassismuskritik am THG

Am Mittwoch, 21. Dezember 2023, fand in der Aula des Theodor-Heuss-Gymnasiums der Vortrag „Rassismuskritik in Schule und Gesellschaft“ mit Prof. Dr. Karim Fereidooni statt. Der Vortrag war die krönende Abschlussveranstaltung im Themenjahr „Rassismus“ der Stabsstelle für Chancengleichheit, demografischen Wandel und Integration.

„Rassismuskritik sollte man nicht betreiben, um anderen Menschen zu helfen, die so aussehen wie ich, sondern: Sorgen Sie sich um sich selbst. Ihr eigenes Wohlergehen sollte im Vordergrund stehen. Rassismus prägt nämlich auch das Leben von Menschen, die glauben, sie hätten keine Rassismuserfahrungen gemacht oder von Menschen, die sagen: Rassismus? Damit habe ich nichts zu tun.“ Mit diesen Worten machte Prof. Dr. Karim Fereidooni von Beginn an klar, worum es ihm in seinem Vortrag ging: Rassismuskritik beginnt bei einem selbst.

Auch der Veranstaltungsort passte: Dr. Christoph Hatscher, Schulleiter des THGs, erklärte in seiner Begrüßungsrede stolz, dass das THG zeitnah eine „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ werde und damit eine von über 4000 Schulen deutschlandweit, die sich gegen Diskriminierung an der Schule stark mache.

Im Anschluss begann Prof. Dr. Karim Fereidooni, Professor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung an der Ruhr-Universität Bochum, mit seinem Vortrag zum Thema „Rassismuskritik in Schule und Gesellschaft“ und hatte von der ersten Sekunde an die gut besuchte Aula des THGs für sich gewonnen.

Humorvoll und strukturiert navigierte er die Zuhörer*innen durch eine mit den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen unterlegte Stunde, in denen er anschaulich komplexe Zusammenhänge erklärte. Viele Studien zeigten, dass Rassismus nicht abhängig vom Bildungsgrad ist und dass selbst Menschen rassistisch denken, die das nie von sich selbst behaupten würden, zum Beispiel Lehrkräfte. Als Grund nannte Fereidooni, dass der Umgang mit Rassismus grundlegend im Lehramtsstudium fehle.

Fereidooni unterrichtete lange Zeit selbst als Lehrer und konnte daher viele seiner Thesen zusätzlich mit Berichten aus der eigenen Praxis stützen. Zudem forschte er lange Jahre zu „Rassismuskritik in pädagogischen Institutionen“, „Schulforschung und Politische Bildung in der Migrationsgesellschaft“ sowie zu „Diversitätssensibler Lehrer*innenbildung“.

Anhand von Rassismuskritik schlug Fereidooni den Bogen zu Sexismus und Antisemitismus und zeigte auf, dass die Denkmuster und Argumentationsstrukturen bei allen Themen Ähnlichkeiten vorweisen und dass nichts davon ein Nischenthema oder eine Ausnahme darstelle. 

Ohne zu persönlich zu werden, hielt Fereidooni jedem*r der 70 Teilnehmenden gekonnt und empathisch den Spiegel vor. Niemand kam an diesem Abend daran vorbei, eigene rassistische, sexistische oder antisemitische Denkmuster zu entlarven  - und Fereidooni nahm sich selbst und seine eigene Familie nicht heraus. Durch diese Nahbarkeit, eigene Fehlbarkeit und Menschlichkeit schuf Fereidooni einen Raum des offenen und ehrlichen Austausches. Der nachfolgende Gesprächsbedarf der Zuhörer*innen war spürbar.

Mit sehr persönlichen Abschlussworten berichtete Oberbürgermeister Frederick Brütting von einem Jugendbuch, mit dem er aufgewachsen sei und das ihm damals gut gefallen habe. „Ich wollte es vor kurzem meinem Sohn vorlesen, aber als ich anfing, konnte ich nicht weiterlesen. Das Buch war so voller Stereotype, die wollte ich nicht weitergeben.“ Brütting verdeutlichte damit, dass Rassismuskritik ein fortlaufender Prozess mit stetigem, kritischem Hinterfragen sei.

© Stadt Aalen, 11.01.2024