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Ideen für einen Kulturbahnhof

Der Verwaltungs- und Finanzausschuss des Gemeinderats hat sich am 30. April 2014 auf dem Stadtoval im ehemaligen Bahnausbesserungswerk getroffen und über erste Ideen für die Entwicklung dieses künftigen Kulturzentrums im historischen Ambiente informiert.

Das ehemalige Baustahlgelände ist aufgrund seiner Größe und zentralen Lage eines der wichtigsten Stadtentwicklungsprojekte der kommenden zehn Jahre. Mit dem Erhalt des Bahnausbesserungswerks kann nicht nur ein stadtprägendes Wahrzeichen der lokalen Eisenbahn- und Wirtschaftsgeschichte einer neuen Nutzung zugeführt werden. Der 1864 errichtete Gebäudekomplex war das Herzstück des Eisenbahnknotenpunktes Aalen und damit von zentraler Bedeutung für das überregionale Schienennetz.

Fast 100 Jahre wurden hier Lokomotiven für die württembergische Staatseisenbahn, die Reichsbahn und die Bundesbahn gewartet, gebaut und repariert. Es blieb ein Gebäude erhalten, das aufgrund seiner Einzigartigkeit mittlerweile von großem landesgeschichtlichen Wert ist. Das Gebäude bietet die Möglichkeit, in innenstadtnaher Lage ein besonderes kulturelles Angebot zu schaffen.

Oberbürgermeister Thilo Rentschler wies auf die besondere Stätte hin, in welcher der frühere Geist der ältesten erhaltenen Werkstatthallen des ehemaligen Königreichs Württemberg gespürt werden könne. „Wir präsentieren erste Ideen und Machbarkeiten für dieses historisch wertvolle Gebäude, das zum Glück vom Brand gerettet und Schlimmeres verhindert werden konnte. Dies war nur durch eine herausragende Leistung der Feuerwehr möglich. Aalen hat viel zu bieten und die Entwicklung des Stadtovals müsse im Zusammenhang mit anderen aktuellen Stadtumbau-Vorhaben wie Bahnhofsboulevard, das Quartier am Stadtgarten, Friedrichstraße, Schlatäcker oder der Rötenberg gesehen werden.“ Die Planung beschäftige die Stadt in den nächsten 3 bis 5 Jahren, die Realisierung erfolge in 5, 10 oder 20 Jahren. Dies alles würde in den nächsten Jahren gemeinsam mit dem Gemeinderat entwickelt und vorangetrieben.

Es gebe viel zu tun beim Stadtumbau und das Stadtoval sei nur ein Projekt davon, erklärte erste Bürgermeisterin Jutta Heim-Wenzler. „Es gilt, die Bedeutung des Bahnausbesserungswerks im Bewusstsein lebendig zu halten und einen Bezug zur Historie herzustellen. Das ehemalige Bahnausbesserungswerk hat eine wichtige Funktion als Eingang zu dem Gebiet des Stadtovals. Der Lokschuppen am anderen Ende bietet auch einen Bezugspunkt zur Eisenbahngeschichte.“ Im Juli werde der aktuelle Planungsstand vorgestellt und mit Hilfe eines virtuellen Modells könne diskutiert werden, wie sich das Gebiet in das Stadtbild einfüge.

Dr. Roland Schurig, Leiter des Amts für Kultur und Tourismus ließ die Räte in die Historie des Gebäudes blicken. Es handle sich um das einzige erhaltene Eisenbahnausbesserungswerk in Baden-Württemberg. Die Rundbögen an der Gebäude-Längsseite seien Hauptelemente, weil hier die Eisenwaggons zur Reparatur eingefahren seien. „Aalen war Eisenbahnknotenpunkt aufgrund seiner zentralen Lage. Es handelt sich somit um einen zentralen Punkt in der Stadtgeschichte.“ Am 17.4.1945 sei das Areal von der Air France angegriffen worden. Das Bahnausbesserungswerk habe zur Hälfte überstanden und sei in seiner Ursubstanz von 1870 vorhanden. Das Gebäude sei historisch sehr wichtig und habe eine Ausstrahlung in das Land hinaus.

Dem pflichtete Architekt Bernd Liebel bei, der mit der Planung beauftragt ist. Er stellte seine Konzeptstudie mit Ideen und Möglichkeiten vor, was in dem sehr wertvollen und emotionalen Gebäude entstehen könnte. Aufgrund der zentrumsnahen Lage biete es sich an, die Historie aufzugreifen und einen Kulturbahnhof entstehen zu lassen. Im Erdgeschoss könnte das Theater der Stadt Aalen, das derzeitige Kino am Kocher, ein Galerie- und Ausstellungsbereich sowie ein großzügiger Foyer- und Gastronomiebereich mit Außenbewirtschaftung untergebracht werden. Teile des Kellerbereichs könnten freigelegt und zu Sitz- und Biergartenbereichen oder Open-Air-Kino werden. Im ersten OG könnte die Spiel- und Theaterwerkstatt Ostalb (STOA). Auch der Anbau einer kleinen Multifunktionshalle sei möglich.

Dadurch könnte sich das Stadtoval zum Kristallisationspunkt für die Kultur- und Kreativwirtschaft entwickeln. Bei der Architektur sollten die Bestandswände aufgegriffen werden und Neu und Alt kombiniert werden. Die alte Struktur solle belassen und mit neuen Elementen und modernen Materialien neuzeitliche Akzente gesetzt werden.

© Stadt Aalen, 06.10.2014